Es gibt Leute, die behaupten, dass man vom Bazorahang bei entsprechender Witterung bis zum Ulmer Dom sieht. Auch wenn diese Behauptung möglicherweise ein wenig hoch gegriffen ist, zählt die traumhafte Aussicht über das gesamte Rheintal wohl zu den größten Pluspunkten des kleinen, feinen Schigebietes mitten im Walgau. In den 1920ern nahm vor allem die Frastanzer Jugend den mühevollen Aufstieg in Kauf. Die Expedition endete schon damals meist in der Hütte des 1926 gegründeten Schiklubs, in der bis heute gemütlicher „après ski” gepflegt wird. Regelmäßig wurden damals aber auch schon Schikurse durchgeführt, besonders Mutige wagten sich auf die Sprungschanze, die der Wintersportverein Feldkirch 1929 auf der Bazora errichtete. – Und natürlich wurden bei Vereins- und anderen Rennen die Schnellsten ermittelt.
Schi-Fanatiker Eugen Linher setzte sich in den Kopf, die Bazora mit technischer Hilfe zu bezwingen. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Hermann und Schwager Alfred Wiederin nahm er die Idee in Angriff. Da aber für die Bügel eines Schlepplifts teure Lizenzgebühren angefallen wären, bauten die drei einen Schlitten, der per Dieselantrieb an einem Rundumseil den Hang hochgezogen wurde. Der Schlittenlift war für acht Personen konzipiert, die wenigen erhaltenen Fotos bezeugen den nostalgischen Winterspaß. Nach fünf Jahren setzten die Behörden dem Treiben aber ein Ende. Sicherheitstechnische Auflagen führten dazu, dass die wirtschaftliche Rechnung nicht länger aufging. Die Lizenzgebühren waren inzwischen gefallen. Jetzt war die Zeit reif, Eugen Linhers Vision in die Tat umzusetzen.
Als der fast tausend Meter lange Schlepplift 1953 in Betrieb ging, war dies nicht nur in Frastanz eine kleine Sensation. In ganz Vorarlberg gab es nur einen Lift mit einer ähnlichen Länge – den Zürserseelift am Arlberg. Immerhin 280 Sportler pro Stunde konnten mit dem Schlepplift die 350 Höhenmeter – die Bergstation liegt auf 1400 Metern Seehöhe – bequem bewältigen. 1964 wurde Alfred Wiederin Alleineigentümer des Schilifts, 1986 wurde er an den heutigen Besitzer Günter Reisch verkauft. 1988 ist die Liftanlage komplett abgebrannt, wurde aber bis zum Saisonbeginn wieder aufgebaut. 1994 zeichnete sich trotzdem ab, dass der Lift eingestellt werden müsste. Die Schisportler waren inzwischen an perfekt präparierte Pisten in den großen Schigebieten gewöhnt, ausbleibender Schnee beeinträchtigte den wirtschaftlichen Erfolg zusätzlich.
„Engagierte Leute aus allen drei Vereinen kamen damals auf die Marktgemeinde zu”, erinnert sich Bürgermeister Mag. Eugen Gabriel. Schiklub Frastanz, Figl Fan Frastanz und der WSV Fellengatter waren bereit, gemeinsam alles dafür zu tun, damit ihr Schiparadies direkt vor der Haustür nicht verloren geht – und sind es bis heute. Seit gut zwanzig Jahren wird der Lift nämlich von einer Betreibergemeinschaft in Schuss gehalten. Ehrenamtliche kümmern sich darum, dass technisch alles problemlos läuft, präparieren die Pisten, machen Dienst am Verkaufsschalter und bewirten die Schisportler in den drei Verpflegungsstationen. „Es gibt das Gleiche wie gestern”, gibt Wirt Willi Scherrer in der Hütte des Schiklubs Auskunft. Hauswurst mit Kraut und Brot, Gulaschsuppe und Wienerle standen auch schon bei seinem Vorgänger Reinhard Jussel immer auf dem Speiseplan. Improvisiert, aber herzlich, werden die Sportler auch an der Berg- und an der Talstation bewirtet. Bei Günther Reisch an der Talstation bezahlt der Gast gar mit freiwilligen Spenden für die Getränke. Man rückt zusammen, ist schnell untereinander bekannt.
„Wenn du hier Schifahren gehst, weißt du, wen du triffst.” Denn der Hang ist übersichtlich. „Die Kinder freuen sich, dass sie nicht mit Mama und Papa fahren müssen”, erklärt der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Hubert Gstach.
Sie müssen ihre Schi dann allerdings schon beherrschen. Denn die Bazora ist trügerisch. Der Hang ist dem Wind ausgesetzt und kann ganz schön hart sein. Dafür gibt es aber auch dann noch Schnee, wenn die Frühlingssonne auf der Sonnenseite des Walgaus längst alles Weiße ausradiert hat. Und die Piste ist nicht ganz so glatt gewalzt wie in anderen Schigebieten, braucht aber bei entsprechender Schneelage den Vergleich nicht zu scheuen. Zwar sind die Frastanzer inzwischen stolze Besitzer einer Pistenwalze – einer gebrauchten halt -, die muss aber auf dem steilen Hang angehängt werden und kommt nur dann zum Einsatz, wenn keine Sportler mehr unterwegs sind. Auch zwei kleine Schneekanonen werden gestartet, um den Ansprüchen heutiger Schisportler zu genügen. „Allerdings nur an zwei, drei neuralgischen Punkten”, beteuert Hubert Gstach. Das Wasser ist ohnehin knapp auf der Bazora. „Die Leute sind heute anspruchsvoller. Früher war es egal, wenn irgendwo ein aperer Fleck war.”
Seit auf der Bazora auch die Saisonkarten Montafon-Brandnertal, der 3 Tälerpass sowie die Ländle Card gelten, kommen vermehrt auch Leute von „außerhalb” – und sind meist begeistert vom familiären Flair, von den Holzstützen, von der Herzlichkeit, die alle verbindet. – Und wer bei seinen Abfahrten etwas mehr Auswahl braucht, nützt die Verbindung zu den Liften in Gurtis.
„Es gibt schon einen harten Kern, der sich um das Organisatorische kümmert”, erklärt Hubert Gstach, seit zwanzig Jahren Obmann der Figl-Fan. „Aber wenn der Toni sagt, er braucht 20 / 30 Leute, um eine Stromleitung zu graben, stehen alle da.” Dies haben die Bazora-Fans erst im Sommer wieder bewiesen. Anton (Toni) Gabriel ist im Winter für den Zustand der Piste verantwortlich, Werner Gstach für den technischen Zustand der Anlagen. Im Sommer haben die beiden die Helfer bei den Grabarbeiten angeleitet. 1100 Stunden haben die Freiwilligen geleistet – und damit gewaltige Kosten eingespart. Nun gibt es auch auf der Schihütte und in der Bergstation endlich elektrischen Strom. Für Bürgermeister Mag. Eugen Gabriel ist es ein Glücksfall, dass in Frastanz so viele Leute bereit sind, auch selbst etwas für den Erhalt des Schigebiets beizutragen. „Das ist ein ganz besonderes Beispiel von Gemeinsamkeit und gelebter Initiative für ein lebenswertes Frastanz”, lobt der Gemeinde-Chef.
Der Schlepplift auf der Bazora konnte heuer erst am 15. Jänner den Betrieb aufnehmen. „Davor hatten wir einfach nicht genug Schnee”, erklärt Hubert Gstach. Weil aber alle ehrenamtlich arbeiten, ist das nicht so schlimm. ”Kosten fallen nur dann an, wenn der Lift läuft.” Trotzdem freut er sich natürlich, wenn die Sonne scheint und die Schifahrer über die Piste wedeln. „An Tagen wie diesen, wenn die Leute kommen, gibt das auch eine innere Befriedigung.”
DER SCHILIFT auf der BAZORA IST – BEI ENTSPRECHENDER SCHNEELAGE – JEWEILS AM FREITAG AB MITTAG SOWIE SAMSTAG, SONNTAG, AN FEIERTAGEN UND WÄHREND DER SCHULFERIEN TÄGLICH GEÖFFNET.
Die Tageskarte für Erwachsene kostet 18, für Kinder 11 Euro. Außerdem gelten die Saisonkarten der Gebiete Montafon-Brandnertal, der 3 Tälerpass sowie die Ländle Card.
Fotos: Christa Engstler, Marktgemeinde Frastanz