Mit ihren regelmäßigen gemeinsamen Ausflügen in die Natur pflegen Lothar Stroppa und seine Walgauer Wanderreiter-Freunde eine alte Tradition. Zur Freude der allermeisten, die ihnen begegnen.
FOTOS: TM-Hechenberger, Privat
Es war vor etlichen Jahren während der Halbzeit eines Ligaspieles zwischen Vandans und Göfis. Lothar Stroppa, bis dahin seit fast 30 Jahren begeisterter Fußballer, stellte wie aus heiterem Himmel für sich fest, dass ihn das „Tschutten” nicht mehr interessierte. Seine entsprechende Meldung wurde in der Kabine noch belächelt – aber tatsächlich hat der gebürtige Ludescher seither nie mehr Fußball gespielt.
In Bewegung musste der baumlange und austrainierte Bauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung natürlich trotzdem bleiben. Joggen, Mountainbiken, Bogenschießen – das war auch ganz ok. Über einen Bekannten, der in Amerika als Cowboy auf einer Ranch gearbeitet hatte, wurde er auf das Westernreiten aufmerksam.
Im Hotel Auhof in Schruns lernte er den Umgang mit den Pferden. Als Gegenleistung für samstägliches Stallsäubern durfte er jederzeit mit ihnen ausreiten. Er sammelte dabei viel Praxis und absolvierte auch zahlreiche Western-Reitkurse vor allem in Deutschland. Inzwischen sitzt
Lothar Stroppa seit 25 Jahren im Western-Sattel, hat an sein Haus in Stallehr einen Pferdestall samt Koppel angebaut und ist stolzer Besitzer dreier Pferde. Die sind mit ihm und seinen Reiter-Lehrlingen schon viele Kilometer „durch dick und dünn” gegangen – meistens im gemütlichen Schritt, selten im Galopp. Ein fünfwöchiger Ausritt führte den Pferdenarren schon bis nach Burgenland.
„Das Wanderreiten verlangt Erfahrung, eine gute Zusammenarbeit und bestes Verständnis zwischen Pferd und Reiter”, erklärt Lothar Stroppa, dass einiges an „Arbeit” und Zeit investiert werden muss, ehe der Ausritt in die freie Natur zur ungetrübten Freude für Pferd und Reiter erfolgen kann.
Immer wieder organisiert er auch gemeinsame Ausritte mit Gleichgesinnten. Zuletzt machten sich acht Wanderreiter zur Alpe Gamp in Nenzing auf – in gemütlichem Tempo – in etwa dem der meisten Mountainbiker entsprechend. Im Vorjahr ging es zur Pferdesegnung auf den Ludescherberg, und vor zwei Jahren ritt man auf alten Pfaden von Ludesch zum Gasthof Bad Rothenbrunnen: Auf den Spuren jener Reiter, die früher gut betuchte Gäste vom Ludescher Bahnhof in das damals international gefragte Kurhotel im Walsertal brachten.
„Wir Wanderreiter möchten bewusst auch die Tradition pflegen”, erklärt Stroppa. Das Pferd war über Jahrhunderte das wichtigste „Transportmittel” der Menschen. Heute bewegen sich Pferde – jedenfalls in Mitteleuropa – fast nur noch in Reithallen und auf Sportplätzen. Lothar Stroppa freut sich auch im Interesse der Tiere, wenn Reiter von diesen „Sandkästen” in die Natur „umsatteln”.
Konflikte mit Wanderern oder Mountainbikern gibt es dabei ganz selten. „Die allermeisten Radler und Fußgänger, vor allem auch Kinder, haben eine Riesenfreude, wenn sie uns sehen”, berichtet Stroppa.
Und das freut auch die Wanderreiter.