Galeriebetrieb, Konzerte, Kompositionsaufträge, Programmkino, Lesungen, politische Diskussionsrunden, ….. und Kunstworkshops für Kinder – Der Verein allerArt engagiert sich seit mehr als 30 Jahren als „kultureller Nahversorger” und setzt auch überregional Impulse. Ab Ende Mai im Fokus: Female Voices!
FOTOS: TM-HECHENBERGER, VEREIN ALLERART, MORGANE JI/ @FauneBOX
200 Uraufführungen und eine Vielzahl regional und international erfolgreicher Künstler, die sich die Klinke in die Hand gaben – das ist die stolze Bilanz von 30 Jahren allerArt. Der Verein wurde 1988 in Bludenz gegründet. Seither werden in der Galerie und in der Remise laufend zeitgenössische Künstler präsentiert.
Wie der Name schon sagt, legt sich allerArt aber nicht auf ein Genre fest. „Wir leben einen relativ breiten Kulturbegriff”, erklärt Mag. Wolfgang Maurer. Seit 30 Jahren lädt er beispielsweise zu zwanglosen Buchbesprechungen in den „Literarischen Salon” – anfangs noch im Gymnasium Bludenz und seit vielen Jahren in der Remise. Der Geschichte-, Philosophie- und Deutsch-Professor arbeitet seit 2001 bei allerArt mit, seit fünf Jahren steht er dem Verein als geschäftsführender Obmann vor. „Ich bin in einer Generation aufgewachsen, in der man eine spannende LP oder Musikgruppe entdeckt und stolz den anderen präsentiert hat. Diese Suche ist mir bis heute geblieben.” Mag. Maurer genießt es, dass er bei allerArt in enger Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten Impulse setzen kann. „Ich höre als Obmann auf, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nur noch verwalte.” Er fragt sich lieber: „Was fehlt noch in Bludenz?”, und bemüht sich dann um eine Umsetzung. So ist er etwa glücklich darüber, dass er die Verhandlungen mit dem Burgtheater kürzlich positiv abschließen konnte. Mit „Girls & Boys” von Dennis Kelly bringt allerArt am 12. Juni – nach einer längeren Pause – wieder ein spannendes Theaterstück nach Bludenz.
Female Voices in der MusikMeile
Mit den „Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik” hat der Verein in den letzten drei Jahrzehnten längst ein treues Stammpublikum gefunden, das sich ständig erweitert. Um aber auch jüngere Musikliebhaber anzusprechen, wurde 2015 als Kontrapunkt die „MusikMeile” ins Leben gerufen. Die steht seit heuer unter dem Motto „Female Voices”. Ab 29. Mai präsentiert allerArt außergewöhnliche Frauenstimmen. Dass der Verein bei der Auswahl der Interpretinnen nicht ganz daneben liegt, beweist die Tatsache, dass mit Paenda eine Elektro-Pop-Künstlerin unter Vertrag genommen wurde, die Österreich heuer beim Song Contest vertreten hat. Den Auftakt macht aber Morgane Ji aus La Réunion. Die „Kreolische Königin”, wie sie von der Presse genannt wird, entführt mit einer einzigartigen Gesangstechnik und elektrischem Banjo in mystische Welten. Dritte im Bunde ist die britisch-jamaikanische Soul-Spezialistin Dorretta Carter. Sie lebt bereits seit vielen Jahren in Wien und begeistert mit Eigenkompositionen, welche Elemente von Jazz, Soul und Funk zu einem eindringlichen Sound verweben.
Parallel zu „Female Voices” werden in der Galerie momentan Kunstankäufe des Landes Vorarlberg 2018 gezeigt. Interessierte können diese bis 22. Juni von Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen jeweils von 15 bis 18 Uhr begutachten.
Die Cineasten der Region haben seit zwei Jahren jeden zweiten Mittwoch im Kalender rot angestrichen. Dann zeigt der Verein allerArt nämlich in Zusammenarbeit mit dem Bludenzer Stadtmarketing und der KulturGmbH ausgezeichnete Filme, die in Originalsprache über die große Leinwand in der Remise flimmern. Für die Umsetzung dieses Programmkinos hat der Verein vier Jahre lang intensiv gekämpft. Umso mehr freuen sich die Verantwortlichen, dass sich immer noch zu jeder Vorführung durchschnittlich 60 Filmfreunde einfinden. „Wir bieten ein wertiges Paket”, sieht allerArt-Chef Wolfgang Maurer das stilvolle Ambiente, gute Weine und hochwertiges Knabberzeug als Teil des Erfolgs.
Literarischer Salon mit T.C. Boyle
Wer im „Literarischen Salon” mitdiskutieren möchte, sollte sich rasch mit T.C. Boyles neuestem Werk „Das Licht” vertraut machen. Denn am 27. Mai werden ab 20 Uhr verschiedenste Ansichten über den Roman des amerikanischen Schriftstellers ausgetauscht. „Dabei geht es ganz zwanglos zu. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste”, erklärt Gastgeber Wolfgang Maurer.
In Kooperation mit der Volkshochschule und dank Unterstützung der Arbeiterkammer lädt allerArt auch zur Auseinandersetzung mit politischen Themen. So ist etwa am 11. Juni Regionalforscher Univ.-Prof. Martin Heintel zu Gast in Bludenz. Er wird dem Publikum von DiskursDirekt seine Erkenntnisse über „Grenzen, Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen” darlegen.
Die einzelnen Programmschienen werden bei allerArt jeweils von einem Kurator betreut. Seit 2017 wird etwa die Galerie von der ehemaligen Leiterin des Flatz Museums, Mag. Andrea Fink, „bespielt”, die italienische Komponistin und Flötistin Clara Iannotta zeichnet für die „Bludenzer Tage zeitgenössischer Musik” verantwortlich, und Historiker Mag. Christof Thöny leitet den DiskursDirekt. Die Filme für die LeinwandLounge wählt mit Mag. Walter Gaspari ein kompetenter Cineast. Für die 150 erwachsenen und mehr als 50 jugendlichen Vereinsmitglieder organisiert Susanne Ammann zudem Atelier-Besuche und Ausstellungs-Fahrten, welche kulturelle Inspirationen außerhalb von Bludenz bieten.
Workshops für Kinder und Jugendliche
Besonders stolz ist man bei allerArt aber, dass die öffentlichen Veranstaltungen nicht nur Spezialisten vorbehalten sind. Der Verein bemüht sich intensiv darum, Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur Kultur zu eröffnen. „Letztes Jahr waren mehr als tausend Schüler bei uns”, freut sich Obmann Maurer. Die Kinder und Jugendlichen haben vor allem ausgesuchte Filme in der LeinwandLounge in Originalsprache gesehen oder eine der Ausstellungen besucht. Im Idealfall wurden ihnen diese von „Kulturguides” näher gebracht, die oft nur wenig älter sind als sie selbst. Die Kunst-Freunde von allerArt haben nämlich Schülerinnen des Bludenzer Gymnasiums in verschiedenen Workshops darauf vorbereitet, anderen Kunst näher zu bringen. Sie setzen sich mit den Kunstwerken auseinander und überlegen sich dann, wie sie die jungen Besucher dafür begeistern können. „Die Kinder sind den Kulturguides gegenüber viel offener”, hat Wolfgang Maurer schon oft beobachtet. Kindergartenkinder aus Bürs und die Schüler der Volksschule Mitte gehören beispielsweise regelmäßig zu den Gästen, die unter den Fittichen der Kulturguides bei allerArt über Kunstwerke und Filme diskutieren und sich zu kreativem Tun inspirieren lassen. Aber auch ältere Schüler, etwa der HTL Dornbirn, haben sich in Bludenz bereits mit zeitgenössischer Kunst auseinander gesetzt. Im Dialog mit Gleichaltrigen fällt dies leichter. Schüler und Lehrlinge müssen außerdem bei Vorträgen zu politischer Bildung sowie bei den Konzerten der „Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik” keinen Eintritt bezahlen. „Und einmal sollte man so etwas schon gehört haben”, appelliert Prof. Maurer regelmäßig auch an seine Gymnasiasten im Schul-Zweig Kultur & Sprache.