Haltestelle Kunst: Der Walgau wird zur Galerie

„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg halt zum Propheten”, schmunzelt Gerhard Montibeller. Unter dem Motto „Haltestelle Kunst” lädt der Satteinser im März und April zur zwanglosen Begegnung mit den Kunstschaffenden der Region ein.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, FOTOMONTAGE: GERHARD MONTIBELLER

Gerhard Montibeller ist von Kindesbeinen an mit Kunst auf Du und Du. Im Atelier seines Vaters, des Frastanzer Kunstmalers Angelo Montibeller, hatte er tagtäglich den Geruch von Farbe und Terpentin in der Nase, Pinsel und Leinwand waren immer zur Hand. Trotzdem griff der gelernte Konditormeister in seinen Jugendjahren lieber zur Kamera, um sich kreativ auszudrücken. Vor allem die Arbeit in der Dunkelkammer bereitete ihm viel Freude. Als der Vater 1991 verstarb, erbte Gerhard Montibeller eine Unmenge an Malutensilien, Fachliteratur und Bildbänden, die ihn zunehmend faszinierten. Ein 14-tägiger Malurlaub in Burgenland unter den Fittichen der Satteinser Künstlerin Hildegard Unterweger befeuerte die kreativen Talente. Der Spätberufene probierte sich in den verschiedensten Techniken aus, besuchte Kurse bei unterschiedlichsten Künstlern. 

Gerhard Montibeller bestückt in jeder Walgaugemeinde eine Bushaltestelle mit einem Gemälde von Kunstschaffenden aus der Region.

Gerhard Montibeller ist ein geselliger Mensch. Das Malen im Austausch mit anderen Kreativen machte ihm immer besonders viel Spaß. Gemeinsam mit Margot Gabriel  und Hanno Kerschbaumer gründete er deshalb vor nunmehr 23 Jahren den „kunst & kultur Club Malgrund“, der ursprünglich in der heutigen Energiefabrik der E-Werke Frastanz angesiedelt war. „Nach den ersten Medienberichten hatten wir auf Anhieb 25 Mitglieder“, erinnert sich Gerhard Montibeller an den gewaltigen Ansturm gleich von Beginn an. Viele Kreative halten dem Verein bis heute die Treue. Weil fünf Jahre später die Museumswelt Frastanz in die Energiefabrik einziehen sollte, übersiedelte der Verein 2005 in den ehemaligen „Konsum“ mitten im Ortszentrum von Satteins. Jeden Montag steht dort seither das Gemeinschafts-Atelier jeweils von 14 bis 17 Uhr für alle offen. 

vorarlberger-art-akademie: breit gefächertes Kursprogramm

Wer renommierten Künstlern beim Arbeiten über die Schulter schauen möchte, hat dazu ebenfalls Gelegenheit. Seit Gründung der vorarlberger-art-akademie bietet der Verein laufend ein breit gefächertes Kursprogramm an, welches von 2006 bis heute mehr als 3000 Kreative nach Satteins lockte. 

„Wir haben Anfragen aus ganz Österreich, aus Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Italien, Rumänien, der Slowakei und Holland“, berichtet „Malgrund-Chef“ Montibeller nicht ohne Stolz. Vom schnellen Skizzieren über das Aquarellieren bis zur klassischen Porträtmalerei in Öl, chinesische Tuschemalerei, Encaustic, Manga-Zeichnen, künstlerisches „Upcycling“, „Hand Lettering“, Comics zeichnen und vieles mehr können heuer in den Malgrund-Räumlichkeiten am Satteinser Kirchplatz erlernt werden. Ein Blick ins aktuelle Kursprogramm lohnt sich allemal. 

Kunst-Galerie in der ehemaligen Schuster-Werkstatt

Und natürlich haben die Kreativen auch die Möglichkeit, ihre Werke öffentlich zu präsentieren. Denn im Obergeschoss des Gebäudes in der Kirchstraße 3 hat der Verein in der ehemaligen Schusterwerkstatt eine kleine Galerie eingerichtet. 37 Ausstellungen mit insgesamt knapp 3.600 Besuchern sind in der Vereinsbilanz verzeichnet. Mit vier Kunst-Märkten und drei Kunsttagen stieß der kunst & kultur Club ebenfalls auf großes öffentliches Interesse.

Allerdings klagen sämtliche Kulturveranstalter im Land „seit Corona“ über einen Einbruch der Besucherzahlen. „Es kommen immer weniger Menschen zu den Vernissagen“, beobachtete auch Gerhard Montibeller. Der rührige Malgrund-Obmann wollte diese Entwicklung aber nicht einfach tatenlos hinnehmen. Inspiriert von einer Initiative in Liechtenstein, nahm er deshalb mit der Leiterin der Kulturstelle der Regio Im Walgau Kontakt auf. Sabine Grohs war sofort begeistert von der Idee, walgauweit an den Bushaltestellen für kulturelle Begegnungen zu sorgen. 

„Damit können wir nicht nur Interessierte auf die Kunst im Walgau aufmerksam machen, sondern auch Hemmschwellen senken, indem wir die Berührungspunkte mit Kunst vervielfachen, und dadurch neue Interessierte gewinnen“, ist sie überzeugt. Mit vereinten Kräften konnten die beiden die Bürgermeister der 14 Regio-Gemeinden für ihr Projekt „Haltestelle Kultur“ gewinnen.

Kulturelle Impulse an der Bushaltestelle

Von 1. März bis 21. April wird der Walgau also zur großen Freiluft-Galerie. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden und dem Vorarlberger Verkehrsverbund definierte Gerhard Montibeller in jeder Gemeinde jeweils jene Bushaltestelle, die von den meisten Menschen besucht wird. Wer dort wartet, kann sich in Ruhe mit einem Gemälde auseinandersetzen. Außerdem bekommen die Betrachter Informationen über die Schöpfer der Kunstwerke. Gerhard Montibeller hat eigens ein System entwickelt, mit dem die mehr als einen Meter großen Faksimiles befestigt werden können. Wer dann, angeregt von der ersten Begegnung an der Bushaltestelle, die Originale unter Augenschein nehmen möchte, ist in der Galerie K3 des Vereins Malgrund herzlich willkommen. Die Ausstellung wird am Freitag, 1. März feierlich eröffnet. Heuer hat Initiator Gerhard Montibeller nur im eigenen Verein angefragt, wer Bilder zur Verfügung stellen würde. Die Zeichen stehen aber nicht schlecht, dass dieses Format den Walgau künftig jedes Frühjahr kulturell bereichern wird. 

„Wir freuen uns, den Walgauerinnen und Walgauern den Zugang zur Kunst leicht machen zu können und hoffen, mit diesem Format, welches wir gerne unterstützen, noch mehr Menschen für dieses Thema begeistern zu können“, meint Harald Witwer, Bürgermeister von Thüringen und Kümmerer für Kultur Im Walgau, auch im Namen seiner Bürgermeister-Kollegen. Ab 2025 sollen dann Werke von Künstlern aus den jeweiligen Gemeinden an den Haltestellen präsentiert werden.

Haltestelle Kunst Interessierte sind am Freitag, 1. März ab 18 Uhr zur Vernissage in der Galerie K3 am Kirchplatz 3 in Satteins herzlich eingeladen. Die Ausstellung kann außerdem jeden Montag von 14 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage (Tel: 0664 / 181 46 51, E-Mail: malgrund@vol.at) besichtigt werden. Weitere Infos, auch über die Bilder und die einzelnen Künstler, gibt es auf www.kulturimwalgau.at/haltestellekunst und auf malgrund.at

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