Horst Fritz: Oldie geht ab

Wenn er mit seinem 1954er Renault 4CV bei Oldtimerrennen mitfährt oder mit dem Mercedes Oldiebus aus den 1950ern illlustre Gäste durch die Landschaft chauffiert, dann ist Horst Fritz in seinem Element. Dabei ist der Eigentümer des „Arlberg Express” mit seinen 70 Jahren selber schon fast ein Oldie. Aber nur fast.

FOTOS: TM-HECHENBERGER

Seinen 70er feierte der Nüziger Unternehmer im Mai mit einem durchaus gebührenden Fest. Aber richtig zur Sache ging es beim Geburtstag seines Jahrgängers, engen Freundes und Trauzeugen Franz Klammer – Mit der Skilegende wurden in der zweiten Oktoberwoche gleich mehrere Feste gefeiert.

Schock am Freitag, dem 13.

Gesellig war Horst Fritz immer. Bis zum Freitag, 13. März 2020 jedenfalls: Auf Einladung seines Neffen Philipp Brändle, Aerodynamik-Ingenieur bei Mercedes und heute Formel 1-Experte bei Servus TV, war er damals zur geplanten Saison­eröffnung in Melbourne. Wegen der Covid-Pandemie wurde das Rennen aber kurzfristig abgesagt. Spätestens in zwei Tagen, so wurde allen Ausländern mitgeteilt, hätten sie das Land zu verlassen – oder längere Zeit in australischer Quarantäne zu verharren.

Bei seiner Rückkehr nach Österreich galt auch hierzulande (seit dem 16. März 2020) ein bundesweiter Lockdown. Anstatt die prallvollen Auftragsbücher „abzufahren”, standen sämtliche Limousinen und Busse in den Garagen. „Mir kamen fast die Tränen”, bekennt Horst Fritz.

Die Zukunft war völlig ungewiss, die Fortführung des Betriebes, den er 1986 von seinem Vater übernommen und seither  zu einem überregional bedeutenden Unternehmen entwickelt hatte, stand in Frage.

Mit der Wiederaufnahme des ÖPNV durfte er Wochen später wenigstens den Landbus Klostertal wieder in Betrieb setzen. Sein langjähriger Geschäftspartner und designierter Nachfolger Rene Hanisch hatte außerdem die Idee, die eigenen Wartungs-Garagen als öffentliche Autowerkstätten samt offizieller Prüfstelle zu nutzen. Damit hatte man Arbeit für die Mechaniker und konnte diese im Betrieb halten. 

Seit Corona werden in der Werkstätte nicht nur Busse gewartet, sondern auch Autos serviciert und vorgeführt.

Sprachtherapie an der Côte d‘Azur

Nach diesen sorgenvollen Monaten war Horst Fritz am Rande der Belastbarkeit. Sobald es die Corona-Regeln zuließen, „flüchtete” er für eine Auszeit an die Côte d’Azur. Nicht für einen Badeurlaub, wohlgemerkt: „Ich belegte einen Französisch-Kurs und drückte für mehrere Wochen die Schulbank. Das Erlernen der Sprache beschäftigte mich so intensiv, dass fast kein Platz mehr war für die Sorgen um den Betrieb”, beschreibt Horst Fritz die Wirkung seiner selbstgewählten Sprachtherapie: Sie half ihm, wieder Energie zu tanken.

Die Pandemie war inzwischen überstanden. Einige der früheren Mitarbeiter musste man in den bald zwei Jahren Coronapause aber trotz aller Bemühungen ziehen lassen, was Horst Fritz noch heute nachhängt.

Nicht nur für sein eigenes Unternehmen: Als Funktionär der entsprechenden Fachgruppe in der Wirtschaftskammer Österreich weiß er, dass bundesweit in den nächsten Jahren bis zu tausend Busfahrer fehlen werden. „Busreisen sind ein wichtiges Standbein der Tourismuswirtschaft in Österreich und ohne Fahrer wird auch das Angebot im Linienverkehr kaum zu halten sein”, warnt Fritz. Als Kammerfunktionär drängt er auf Maßnahmen, um dem Berufsstand des Busfahrers das ihm gebührende Image zu verleihen. Auch eigene Fahrschulen für Buslenker hält er für unverzichtbar. 

Der Mercedes O 321 H Reisebus mit Dachrandverglasungvon Horst Fritz.

Er selbst bezahlt Interessierten schon seit Jahren diese Ausbildung, wenn sie dem „Arlberg Express” dafür einige Zeit lang zur Verfügung stehen. Dadurch ist der Personalmangel bei ihm nicht so gravierend. Hinzu kommt, dass Horst Fritz seinen Piloten besonders vielfältige Aufgaben bieten kann: Hier hat man als Linienbusfahrer geregelte Arbeitszeiten, kann im noblen Reisebus durch ganz Europa fahren oder als Chauffeur in Luxuslimousinen ganz spezielle Gäste kennenlernen. In der Wintersaison (heuer vom 1. Dezember bis 7. April 2024) verkehrt auch der regelmäßige Busshuttle zwischen Arlberg, Bludenz, Hohenems und Flughafen Zürich. Und wenn Horst Fritz besonders gut gelaunt ist, dann dürfen auserwählte Pilotinnen und Piloten auch seinen Oldiebus samt Bar und Piano ausführen… 

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