Der Maler von Bludenz – 144 Jahre Tradition und Fortschritt

In der ganzen Monarchie war die Malerfamilie Liepert ab Ende des 19. Jahrhunderts jeweils in den Schulferien unterwegs, um mit einem exklusiv patentierten Verfahren  Schultafeln zu renovieren. Pioniergeist und Innovationskraft zeichnen den „Maler von Bludenz” bis heute aus.

FOTOS: PRIVATARCHIV FAM. LIEPERT, TM-HECHENBERGER

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Spezialrezept für den neuartigen Schultafellack von einem Lindauer Apotheker entwickelt.  Damit lackiert, nahmen die Schiefertafeln den Kreidestift sehr gut auf, die Tafeln ließen sich andererseits – mit einem nassen Schwamm – auch besonders leicht reinigen. 

Malermeister Heinrich Liepert, der 1876 in der Sturnengasse 7 seinen Malerbetrieb gegründet hat, erkannte als erster das Marktpotenzial dieses Rezeptes und erwarb im Jahr 1901 – um einen stattlichen Betrag – das Patent dafür. Mit dieser Investition hat der umtriebige Firmengründer einen guten Riecher bewiesen. Über viele Jahre reisten die Liepert-Tafelspezialisten durch die Monarchie, um alte Schiefertafeln in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Der Arbeitsaufwand war allerdings enorm”, erinnert sich Heinz Liepert, der den Betrieb 1977 von seinem Vater Heinrich in vierter Generation übernommen und bis zur Übergabe an seinen Sohn Thomas im Jahr 2003 geführt hat. Die Schiefertafeln mussten in mehreren Durchgängen „spiegelglatt” geschliffen werden, der Wunderlack wurde dann mit speziellen Pinseln aufgetragen. Bei der abschließenden Bemalung mit Linien und Karos (für den Rechenunterricht) war exakte Feinarbeit gefragt.

Am Arlberg gehörte der Bludenzer Malerbetrieb seit den 50er-Jahren, als mit dem Bau luxuriöser Hotels der Grund­stein für den heute international erfolgreichen Tourismus gelegt wurde, zu den gefragtesten Handwerksbetrieben. „Da war natürlich beste Handwerkskunst gefragt, wie wir sie bieten konnten”, ist Heinz Liepert auf seine Vorfahren stolz und hält rund 70 Jahre alte „Beweisfotos” bereit. Das Leistungs-Portfolio des innovativen Malerbetriebes wurde immer wieder erweitert: Ab den 50er-Jahren verlegte man Teppiche, Parkette und andere Bodenbeläge. Bis 1961 war der Firmensitz im Gründungshaus in der Sturnengasse. Dazu hatte man in der Alten Landstraße eine Werkstatt eingerichtet. 1962 übersiedelte die Firma an den heutigen Standort in der Jellerstraße 24. Im gleichen Jahr legte übrigens Heinrich Liepert, der Enkel des Firmengründers, seine Meisterprüfung ab und war damals mit zwanzig Jahren der jüngste Malermeister Österreichs. 1972 wurde die Firmenzentrale für einen Ausstellungsraum und Werkstätten ausgebaut.  

Einer der mittlerweile fünf Fassadensteiger vor dem Lackierwerk in der Austraße. Mittlerweile erleichtern insgesamt fünf Steiger die Arbeit bis in einer Höhe von 32 (!) Metern.

Eine nächste mutige Investition erfolgte 1979 mit der Anschaffung des ersten Fassadensteigers. „Wir konnten damit unseren Kunden bis zu einer Arbeitshöhe von 17 Metern viel Zeit und Geld für den Aufbau von Fassadengerüsten ersparen”, erklärt Heinz Liepert. Das konnten damals nicht viele – es gab nur in Bregenz ein ähnliches Gerät. Entsprechend groß war die Nachfrage – und die Investition hat sich sehr schnell als goldrichtig erwiesen. Bis heute ist Liepert mit seiner inzwischen auf fünf Modelle angewachsenen Fassadensteiger-Flotte erfolgreich am Markt tätig. Die Geräte sind inzwischen technisch ausgereift und ermöglichen den Mitarbeitern ein komfortables Arbeiten bis auf einer Höhe von 32 Metern. Sie werden nicht nur für Malerarbeiten eingesetzt, sondern samt Monteur auch für andere Arbeiten in diesen luftigen Höhen bereitgestellt.

Umweltschutz nützt allen

1990 wurde in der Austraße ein eigenes Lackierwerk eröffnet. Hier können kleine und große Werkteile aus Metall, Kunststoff und Holz einzeln oder in großen Serien unter optimalen Bedingungen lackiert werden: Für die Gesundheit der Mitarbeiter und den Schutz der Umwelt wurden schon damals Umluft- und Filteranlagen neuester technischer Bauart installiert. Die Abluft ist schadstoff- und geruchsfrei, die Lackierräume sind frei von Staub – beste Voraussetzungen also für perfekte Arbeitsergebnisse.

Das Thema Umweltschutz ist für Thomas Liepert, der den Betrieb mit aktuell rund 30 Mitarbeitern seit 2003 als Alleingeschäftsführer und Hauptgesellschafter leitet, ein ganz besonderes Anliegen. Dem Urenkel des Firmengründers wurde bereits 2006 das „Ökoprofit”-Zertifikat für besonders umsichtiges Umweltmanagement verliehen. Früh hat man bei Liepert auch bei der Wahl der Lacke und Farben auf möglichst umweltfreundliche Materialien gesetzt. „In den Laboren der Erzeuger wurde in den letzten Jahren viel Forschung im Sinne des Umweltschutzes betrieben”, stellt Thomas Liepert erfreut fest. Selbstverständlich werden die Kunden entsprechend beraten, sodass für den jeweiligen Anwendungszweck die optimale Lösung gefunden werden kann. 

Auf „Natur pur” setzt Liepert auch bei der Veredelung von Wänden und Böden. Zum Einsatz kommt dabei ein Schweizer Erzeugnis, das es nicht im Baumarkt zu kaufen gibt: „Naturofloor”. Es handelt sich dabei um ein umweltfreundliches und für das gesunde Raumklima vorteilhaftes mineralisches Produkt – zur Hauptsache aus natürlichem Quarzsand und Weißzement bestehend. Naturofloor wird im gewünschten lichtechten Farbton fugenlos in mehreren Arbeitsgängen auf Wände oder Böden aufgetragen und versiegelt. Das ist nicht nur optisch mit einem beeindruckenden Raumgefühl verbunden, sondern erleichtert gerade auch in Duschen und Badezimmern die Reinigung.

Auf die perfekte Ausführung sämtlicher Arbeiten legen Thomas Liepert und seine Mitarbeiter größten Wert. Die Facharbeiter kommen dabei großteils „aus der eigenen Kaderschmiede”: Seit Jahrzehnten werden Lehrlinge umfassend ausgebildet. Derzeit sind es acht Mädchen und Burschen, die sich bei Liepert an der Seite der erfahrenen Meister das Wissen und Können für ihre künftige handwerkliche Karriere aneignen.

Ihr Arbeitsgebiet reicht vom Bodensee zum Arlberg, ihre Kunden sind Private, Gewerbe- und Industriebetriebe, Bauträger, die Öffentliche Hand, Gastronomie  und Hotellerie. Für Abwechslung ist also gesorgt bei Liepert. Und das seit mittlerweile 144 Jahren.

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