Schwanzmeise

Schwanzmeisen lieben große Gesten. Bis zu 30 kleine Sänger halten im Winter jeden Abend ein kleines Ritual ab, bevor sie sich eng aneinanderkuscheln, um sich gegenseitig zu wärmen.

FOTOS: GERALD SUTTER, TM-HECHENBERGER, PRIVAT

Gerald Sutter, Hobby-Naturfotograf

Schwanzmeisen sind gesellige Tiere. In der kalten Jahreszeit ziehen sie in Schwärmen durch die Gegend, um gemeinsam die äußersten Spitzen dünner Zweige nach Futter abzusuchen. Sie sind dabei äußerst behände. Ihren außergewöhnlich langen Schwanz setzen sie wie eine Balancierstange ein, wenn sie manchmal auch kopfüber von Ast zu Ast hüpfen, um diese nach Insekten abzusuchen. Sie lieben vor allem Blatt- und Schildläuse, fressen aber auch gerne Raupen und andere Insektenlarven. Erst wenn sie keine Insekten mehr finden können, geben sich Schwanzmeisen auch mal mit Körnern und Samen zufrieden. 

Balzartiges Einschlafritual

Abends versammelt sich der ganze Schwarm vor dem gemeinsamen Schlafast, der – gut geschützt von Gebüsch – in bis zu zehn Metern Höhe liegen kann. Nun folgt ein Ritual, bei dem ein Vogel nach dem anderen auf den Ast hüpft, sich den Schlafgefährten annähert, sich wieder ein Stückchen wegbewegt, sich putzt, um sich schlussendlich einer dicht an den anderen geschmiegt niederzulassen. „Das allabendliche Verhalten erinnert an ein Balzritual”, weiß Ornithologin Johanna Kronberger. Das Ergebnis der zirka 30 Minuten lang dauernden Zeremonie ist meist eine unordentliche Reihe mit dem ranghöchsten Tier in der Mitte, manchmal aber auch eine flaumige Kugel aus bis zu 30 Tieren, deren Schwanzspitzen alle nach außen zeigen. Ab Mitte Jänner verlassen die Vögel dann paarweise den Schwarm. Das Männchen erweist sich auch bei der Balz als Meister großer Gesten. Es öffnet und schließt die Flügel wie ein Schmetterling, wenn es ruckartig fünf bis sechs Meter in die Höhe fliegt, um danach senkrecht hinabzugleiten. Hat sich eine Vogeldame beeindrucken lassen, suchen die beiden gemeinsam Nistmaterial, das sie unter Rufen an verschiedene Plätze transportieren. Das Männchen legt etwa eine auffällige Feder an einem Platz ab, der ihm geeignet erscheint, und wartet dort singend und mit zitternden Flügeln auf das Weibchen. Deponiert dieses dort ebenfalls Nistmaterial, gilt es als abgemacht, dass sie gemeinsam an dieser Stelle aus Moos, Flechten, Halmen, Pflanzenfasern und Haaren ein kompaktes, eiförmiges Zuhause mit bis zu drei Zentimeter dicken Wänden und nur einem relativ kleinen Einflugloch errichten. Das elf bis 25 Zentimeter hohe Nest weist einen Außendurchmesser von neun bis 18 Zentimetern auf. Die Schwanzmeisen-Eltern arbeiten bis zu 33 Tage lang daran. Als ersten Schritt errichten sie eine Plattform aus Moos und ähnlichem Material, die durch drehende Bewegungen zu einer Schüssel geformt wird. Dann ziehen die beiden Vögel von innen Zentimeter um Zentimeter die fein verfilzten Wände hoch. Um es gut vor Wind und Regen zu schützen und vor den Augen der Feinde zu tarnen, wird das Nest oft fest mit den umliegenden Ästen verbaut und mit den Flechten, die am Baum wachsen, „verputzt”. Durchschnittlich neun Tage werden benötigt, um es dann noch sorgfältig mit Federn und Moos auszupolstern.

 

Im Laufe des April, manchmal auch schon etwas früher, legt das Weibchen meist acht bis zwölf Eier und brütet diese zwei Wochen lang aus. Es wird in dieser Zeit vom Männchen gefüttert. Sobald die jungen Vögel geschlüpft sind, finden sich jede Menge Verwandte ein, welche die jungen Eltern bei der Aufzucht ihrer Jungen unterstützen. Der Nachwuchs verlässt das Nest bereits nach 14 bis 18 Tagen, wird aber noch bis zu 14 weitere Tage von den Eltern und ihren Helfern mit Futter versorgt. Im Winter kommt die Schwanzmeisen-Crew gerne ans Futterhäuschen. „Vielfältige Gärten bieten den Vögeln aber die natürlichste Nahrungsquelle”, appelliert Vogelschützerin Johanna Kronberger an alle Gartenbesitzer, es mit dem Aufräumen im Herbst nicht zu übertreiben.

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)

Trotz ihres deutschen Namens ist die Schwanzmeise nicht näher mit den Meisen, sehr wohl aber mit den Schwalben und Lerchen verwandt. Den bis zu zehn Zentimeter langen Schwanz braucht der Singvogel, um auf dünnen Zweigen Balance zu halten. Dort findet er seine Lieblingsspeisen – Blatt- und Schildläuse, andere kleine Insekten sowie deren Larven und Eier.

Schwanzmeisen werden nur 13 bis 16 Zentimeter groß und bis zu zehn Gramm schwer. Während der Kopf der Schwanzmeise in West- und Südeuropa meist recht dunkel, in Nord- und  Osteuropa jedoch rein weiß befiedert ist, können in unseren Breiten selten auch die nordische Unterart sowie Mischformen beobachtet werden. Schwanzmeisen leben in lichten Laub- und Mischwäldern, Heckenlandschaften, aber auch in Grünanlagen und Parks.
Das schmeckt den Gästen am Vogelhäuschen

Wer im Winter viele verschiedene Vogelarten amFutterhaus beobachten möchte, sollte ein möglichstvielfältiges Nahrungsangebot bereitstellen:

Sonnenblumensamen sind bei fast allen Gästen am Futterhaus beliebt, nicht alle kommen aber mit den harten Schalen klar. Nüsse sind ebenfalls ein energiereiches Allroundfutter. Am billigsten sind Erdnüsse. Diese werden aber nur außerhalb Europas geerntet, Walnüsse, Haselnüsse oder selbst gesammelte Bucheckern sind deshalb die bessere Wahl. Bei kleineren Samen – etwa Hanfsamen, Leinsamen, Mohn oder Hirse – greifen kleinere Meisen und Finken,aber auch Zaunkönig, Heckenbraunelle oder Rotkehlchen gerne zu. Speisereste, vor allem gesalzene, sind als Vogelfutter völlig ungeeignet.

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