Meilenstein der medizinischen Versorgung

Freuen sich auf das neue Gesundheitszentrum: Markus Mitiska, Daniel Gfrerer, Markus Wäger, Beatus Fleisch und Markus Comploj.

Vor ein paar Wochen wurde rund um die Lorünser Villa mit dem Bau eines für die gesamte Region wichtigen Projektes begonnen. Bis Ende 2024 wird dort der Gesundheits-Campus Bludenz entstehen, in dem Fachärzte verschiedener Disziplinen gemeinsam mit Physio- und Psychotherapeuten, Ernährungsberatern und vielen anderen Spezialisten eng zusammenarbeiten. Ihre gemeinsame Mission: Die ganzheitliche Gesundheit der Patienten.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, VISUALISIERUNG: ARCHITEKTURBÜRO MITISKA/WÄGER

„Eigentlich wollte ich Rockmusiker werden”, verrät  Herzspezialist Dr. Daniel Gfrerer, der sich noch heute hin und wieder an jenen atemberaubenden Soli auf seiner Gibson versucht, mit denen er einst die Bühnen der Welt erobern wollte. Man war natürlich „obercool” zu jener Zeit und betrachtete die gestrengen Lern-Vorgaben im BG Bludenz als überflüssig und altmodisch. Noch vor der Matura verließ er daher – konsequent revoluzzerisch – diese Bildungsanstalt. Als ehrenamtlicher Hilfssanitäter beim Roten Kreuz hat Daniel Gfrerer mit 17 Jahren aber seine wahre Passion entdeckt und letztlich über Pflegehilfsdienste, Einsätze als Notfallsanitäter, die Ausbildung zum diplomierten Krankenpfleger, Abendmatura und Medizinstudium eine beachtliche Laufbahn gestartet. Seit 2005 ist er Arzt.

Vor allem an der Reha-Klinik in Schruns hat der mittlerweile zum Internisten und Herzspezialisten avancierte Dr. Daniel Gfrerer seit 2013 erlebt, wie gut es ist, wenn alle medizinischen und therapeutischen Fachkräfte unter einem Dach gemeinsam für den Patienten unmittelbar da sind. Seit der Eröffnung seiner Praxis in Bludenz im Jahr 2016 hat er konsequent daran gearbeitet, für seine Patienten ein Netzwerk verschiedener Fachleute aufzubauen, die sich mit ihm um die Patienten kümmern. Da geht es zum Beispiel darum, dass ein junger Mann nach einer akut notwendigen Herzoperation nachbetreut wird. „Wir kümmern uns nicht nur um das Organ Herz, das ich als Kardiologe überwache”, erklärt Gfre­rer. Ein Herzinfarkt kann auch massive Ängste auslösen, bei deren Bewältigung ein Psychotherapeut effektiv hilft. Ernährungsberatung, Physiotherapie oder Bewegungscoaching sind weitere möglicherweise indizierte therapeutische Maßnahmen.

„Ob wir uns krank oder gesund fühlen, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Auch die Psyche und unser soziales Umfeld wirken auf unsere Gesundheit. Für Diagnostik und Therapie sind daher multidimensionale Kooperationen und Vernetzungen sinnvoll.”
Dr. Daniel Gfrerer

Gesundheits-Spezialisten unter einem Dach

„Dieses Netzwerk funktioniert schon recht gut”, diagnostiziert Dr. Gfrerer. Noch effektiver aber wäre es – da sind sich Gfrerer und seine Netzwerk-Kollegen aus der ganzen Region einig – wenn alle Partner an einem Ort gemeinsam arbeiten könnten. Seit vier Jahren suchte Dr. Gfrerer nach so einem Ort: Einige bestehende Gebäude wurden auf ihre Eignung geprüft und auch Neubaupläne skizziert. Geeignete Bauplätze  dafür konnte man lange nicht finden.

Das änderte sich, als Mag. Beatus Fleisch mit Dr. Gfrerer Kontakt aufnahm: Der Geschäftsführer der „Primus Immobilien” hatte ihm schon bei der Suche nach Ordinationsräumen helfen können und stellte Dr. Gfrerer das Projekt „Lorünser Villa” vor. Primus Immobilien hatte die prächtige Villa an der Alten Landstraße samt rund 4.500 Quadratmetern Grund 2018 gekauft und mit dem Bludenzer Architekturbüro Mitiska/Wäger entwickelt. 

Zentrale Lage

Der Plan sah vor, zwei neue Wohngebäude links und rechts der Lorünser Villa zu errichten und dem ehrwürdigen Gebäude so die gebührende zentrale Stellung einzuräumen. Das gesamte Ensemble soll bauökologisch und energietechnisch auf dem neuesten Stand sein. 60 Tiefgaragenplätze und 15 offene Parkplätze samt ausreichend Fahrradabstellmöglichkeiten sind ebenso vorgesehen.

Der Entwurf gefiel nicht nur den Verantwortlichen bei „Primus”, sondern wurde auch von den Fachleuten des Gestaltungsbeirats in Bludenz und beim Land Vorarlberg für sehr gut befunden. Zumal der Gesamtplan auch vorsah, einen in den 1970er-Jahren direkt vor der Villa errichteten Zubau abzureißen und damit den Jugendstilbau wieder voll zur Geltung zu bringen.

Dr. Gfrerer war begeistert, weil auch die zentrale Lage – nur zwei Autominuten und weniger als zehn Minuten zu Fuß oder per Bus vom Bludenzer Spital entfernt – für diesen Standort sprach. Er nahm sofort mit seinen Netzwerk-Partnern Kontakt auf, und bald wurde aus der Idee, wenigstens einen der geplanten Neubauten zum Gesundheitszentrum umzugestalten, ein gänzlich neues Konzept: Beide Neubauten und auch die Villa selbst sollen zur Gänze als Gesundheits-Campus ausgestaltet werden – mit insgesamt fast 3.000 Quadratmetern Platz für Fachärzte der verschiedenen Disziplinen, Physiotherapeuten, Ergo- und Logotherapeuten, mit Räumen für Yogakurse und Fitnesstraining, Ernährungsberatung und vielem mehr. Sogar eine Kinderbetreuung ist vorgesehen, damit Mutter oder/und Vater ihre Gesundheits-Termine im Campus ohne Stress absolvieren können. Durch eine zentrale Anmeldung wird es möglich sein, die verschiedenen Termine bestmöglich zu koordinieren.

Um diese Idee umzusetzen, musste das „Innenleben” der bereits als Wohnbauten genehmigten Neubauobjekte komplett umgeplant werden. Die Architekten Markus Mitiska und Markus Wäger bewältigten diese Aufgabe in Rekordzeit. Die Stadtpolitik mit Bürgermeister Simon Tschann an der Spitze begrüßten die Campus-Pläne als wertvolle Ergänzung zu den bereits sehr guten Gesundheitseinrichtungen in der Bezirkshauptstadt, und die Stadtverwaltung wickelte das Umwidmungsverfahren zügig ab.

Eine Villa mit Geschichte

Jetzt mussten „nur noch” Investoren für das Großprojekt gefunden werden. Es entspricht nämlich dem Primus-Geschäftsprinzip, dass man Immobilien erwirbt und dazu die passenden Projekte entwickelt: Das Unternehmen häuft aber nicht Liegenschaften und Gebäude im eigenen Besitz an, sondern verkauft die fertiggestellten Projekte. „So bleiben wir für die nächsten Vorhaben liquide”, erklärt Beatus Fleisch.

„Ich freue mich, dass wir mit Dr. Daniel Gfrerer dieses spannende und für die Region wichtige Projekt umsetzen dürfen.”
Mag. Beatus Fleisch, Primus Immobilien

 

 

 

In der Mehrzahl handelt es sich bei den Projekten um Wohnbauten. Sind die Pläne fertig und die Genehmigungen erteilt, macht man sich auf die Suche nach Käufern für einzelne oder mehrere Wohnungen. Das war bisher eine relativ leichte Übung, zumal Beatus Fleisch den Markt und die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden seit Jahren sehr gut kennt und die Wohnanlagen immer von sehr guten Architekten konzipiert werden. Auf der Suche  nach einem Investor für den Gesundheits-Campus mit einem Investitionsvolumen von rund zwanzig Millionen Euro besann er sich der Geschichte der Lorünser Villa.
Erbaut wurde sie im Jahr 1889 von Emil Gassner, einem langjährigen und bedeutenden Gesellschafter der Firma Getzner. 13 Jahre nach dem Villenbau erlag Emil Gassner mit erst 45 Jahren einem Magenleiden. In der Großfamilie folgten weitere Schicksalsschläge: Innerhalb der nächsten sieben Jahre starben fünf seiner Brüder. Zahlreiche unmündige Kinder mussten von den Müttern versorgt werden und brachten die Familie in arge finanzielle Bedrängnis. Emil Gassners Tochter Hilde konnte die Villa zwar noch bis zum 2. Weltkrieg halten, danach wurde sie von den Nazis als nobles Quartier für das „Wehrmeldeamt” okkupiert, nach 1945 übernahmen die französischen Besatzer die Gassnervilla. Nach deren Abzug erwarb die „Christian Lorünsers Erben GmbH” das Anwesen. 2018 ging es in den Besitz von Primus über.

Der in den 1970ern errichtete Zubau wurde bereits abgerissen.

Bei Markus Comploj, dem Geschäftsführer der „Getzner, Mutter & Cie” (GMC), rannte Beatus Fleisch mit der Idee vom Gesundheits-Campus offene Türen ein. Die historische Verbundenheit zur Villa des einstigen Wegbegleiters Emil Gassner und das rundum stimmige Konzept begeisterten den Chef der Holdinggesellschaft von Getzner Textil und Getzner Werkstoffe. „Mit dem Bau des Gesundheits-Campus können wir für die Bevölkerung in der ganzen Region einen Mehrwert stiften”, ist Comploj überzeugt. Auch der Beirat befürwortete das Engagement und gab die Mittel frei. „Investitionen in das Unternehmen orientieren sich an langfristigen Wertentwicklungen”, heißt es schließlich in den Grundsätzen der GMC.
Im Dezember des Vorjahres wurde der 70er-Jahre-Zubau zur Villa abgebrochen. Es war der Startschuss für ein vorarlbergweit bedeutendes Projekt in Sachen Gesundheit.

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