Mit bis zu 180 km/h fegte am 3. Jänner der Orkan „Burglind” durch das Land. In den Wäldern der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Jagdberg, vor allem in Thüringen, Bludesch, Schnifis und Dünserberg, brachte er in wenigen Minuten fast so viele Bäume zur Strecke, wie bei der FBG normalerweise in einem ganzen Jahr geerntet werden. 

FOTO: TM-HECHENBERGER

Getroffen hat es vor allem Fichten – die als „Flachwurzler” weniger Standvermögen haben als tiefwurzelnde Baumarten. Mit Hochdruck wurde der Windwurf in den darauffolgenden Wochen aus den FBG-Wäldern geräumt – insgesamt 9.000 Festmeter Holz. Ließe man die entwurzelten Bäume einfach liegen, wäre für den Borkenkäfer nämlich das Festbankett serviert. Gesunde Bäume können sich sehr effektiv gegen die Käferplage schützen: Sie produzieren Harz und „verkleben” die Eindringlinge. Entwurzelte oder kranke Bäume können das nicht mehr: Unter der Rinde kranker oder geworfener Bäume vermehren sich die Borkenkäfer explosionsartig. Jedes Weibchen legt unter diesen günstigen Bedingungen in einer Saison drei Mal je rund 50 Eier: Macht 100.000 Reproduk­tionen für jeden einzelnen Borkenkäfer. Kommt es zu so einer Massenvermehrung, sind die natürlichen Gegenspieler (z.B. Spechte, Schlupfwespen, diverse Käfer und Milben)  vorerst überfordert. Die Vermehrung muss deswegen durch rasches Entfernen von Schadholz verhindert werden. Das ist der FBG Jagdberg größtenteils gelungen: Bis Ende April, noch bevor die Borkenkäfer aktiv wurden, war das Schadholz aus den Wäldern geräumt. Der lange und im Walgau ganz besonders trockene Sommer brachte dann aber die nächste Gefahr. „Unter der Trockenheit haben wieder die Flachwurzler besonders gelitten”, erklärt der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg, Mag. Walter Amann. Während Tiefwurzler noch lange aus den Tiefen des Bodens Wasser ziehen können, leiden vor allem die Fichten unter Wassermangel. Dazu kam heuer noch eine intensive Fichtenblüte. Ein sogenanntes “Mastjahr” kommt in unregelmäßigen Abständen alle drei bis sieben Jahre vor und verlangt der Fichte zusätzlich viel Energie ab. 

Derart geschwächt waren die Fichten leichte „Beute” für die Borkenkäfer (vor allem den Buchdrucker): Wieder galt es, die befallenen Bäume so rasch wie möglich aus dem Wald zu entfernen, um eine Massenvermehrung zu unterbinden. 

 

7000 Kubikmeter Käferholz

„Insgesamt haben wir bis dato gut 7.000 Kubikmeter Käferholz geschlagen”, zieht Mag. Amann Bilanz. Der Borkenkäfer konnte so, zumindest für heuer, in seine Schranken gewiesen werden. Für das nächste Jahr wird aber wieder eine ähnlich dramatische Situation prognostiziert. Dass von Windwurf und Borkenkäfern gerade Fichten betroffen sind, ist für den Forstfachmann keine Neuheit. Die Fichte wächst schnell, sie braucht wenig Pflege, das Holz lässt sich gut verkaufen: Diese Argumente haben in vergangenen Jahrzehnten viele Waldbesitzer dazu bewegt, Fichtenwälder auch an nur beschränkt tauglichen Standorten anzubauen. 

Klimawandel verschärft die Situation

Der stattfindende Klimawandel verschärft das Problem zusätzlich. Ein Umdenken hat aber schon vor längerer Zeit eingesetzt – heute werden im ganzen Land beinahe ausnahmslos standortangepasste Wälder begründet. Diese sind stabiler und sorgen für Artenreichtum in Flora und Fauna. Aktuell ist es zudem eine große Aufgabe der Waldbesitzer, den Wald dem Klimawandel anzupassen. „Hier wird versucht, moderne ökologische und forstwirtschaftliche Erkenntnisse umzusetzen”, betont Amann. Auch für „seine” Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg kann er dies bestätigen. „Die Waldbesitzer wissen, dass mit Holz nicht das schnelle Geld zu machen ist, sondern weitsichtiges Denken und nachhaltiges Handeln den langfristigen Ertrag bringt”, lobt Mag. Amann. Die schlanke Struktur der FBG Jagdberg – mit ihren sieben Mitarbeitern und einem kleinen Büro im Gemeindeamt Schnifis – sowie das Fachwissen und Können der FBG-Mitarbeiter sichern den Mitgliedern eine ausgeglichene Bilanz – wobei jedes Jahr ein Großteil des Erlöses in Aufforstungen, Waldumbau und Waldpflege fließt. 

Partnerschaftliches Miteinander

Die Waldbesitzer sind aber auch auf ihre Partner von der Jagd angewiesen. Denn überhöhte Schalenwildtierbestände gefährden den forstlichen Erfolg und damit auch das Erfüllen der vielfältigen Funktionen des Waldes. Andererseits wird der Lebensraum des Wildes aber auch durch Wanderer, Mountainbiker, Skifahrer, Paraglider und andere Freizeitaktivisten eingeengt. Eine Folge davon ist, dass durch zu hohe Wilddichten und gestresstes Wild die natürliche Waldverjüngung nicht ausreichend stattfinden kann, weil junge Baumtriebe und Rinde als Nahrungsquelle genutzt werden. Übrigens „schmecken” dem Wild die jungen Fichten weniger als andere Baumarten – auch diese Vorliebe des Wildes trägt zum Überhang an Fichten bei. Aus Sicht von Mag. Amann, der selbst auch Jäger ist, sind hier die Jäger gefordert. Die von den Behörden vorgegebenen Abschusspläne müssen jedenfalls rigoros eingehalten werden. Insgesamt ortet Mag. Amann aber ein zunehmendes Verständnis aller Beteiligten. Waldbesitzer, Jäger, Naturschützer, der Tourismus, Freizeit­sportler und Erholungssuchende – sie alle sind letztlich auf den Wald und ein funktionierendes Miteinander angewiesen. 

Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg sind die Gemeinden Düns, Satteins, Schlins, Schnifis, Bludesch und Bürserberg sowie die Agrargemeinschaften Dünserberg, Röns, Schnifis, Schnifisberg, Bludesch und Thüringen.

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