Wohnraum für Mitarbeiter

Mit einem symbolischen Spatenstich wurde Anfang Februar in der Bludenzer Klarenbrunnstraße der Baubeginn für ein ganz besonderes Bauprojekt gefeiert. 

FOTOS: TM-HECHENBERGER, GRAFIK: MITISKA-WÄGER ARCHITEKTEN ZT

Die Getzner Holding errichtet hier für ihre Mitarbeiter 61 neue Wohnungen. Und verhilft damit vielleicht der von Getzner vor 150 Jahren begründeten Tradition des Werkswohnungsbaus zu einer Renaissance. Das erste Gebäude, welches die Firma errichtete, war das Mädchenwohnheim in Bürs, und 1882/83 freuten sich aus dem Trentin zugewanderte Arbeiter über die neuen Backsteinhäuser, die man für sie vis à vis der jetzigen Baustelle errichtet hatte. 

Gegenüber der jetzigen Baustelle wurde 1882/83 diese Arbeitersiedlung errichtet. Jede Wohnung hatte einen Hausgarten. Foto aus dem Buch „Getzner, Mutter & Cie, Bludenz und die Entwicklung der Textilindustrie im Vorarlberger Oberland, Teil B“ von Manfred A. Getzner

Im Wettstreit um rare Arbeitskräfte begannen dann bald auch andere Vorarlberger Industriebetriebe mit dem Bau von Mitarbeiterwohnungen, von denen es im Ländle gegen 1960 bereits mehr als tausend gab. In den letzten Jahrzehnten ist der Werkswohnungsbau aus der Mode gekommen, und die ersten Back­stein­häuser in der Klarenbrunn­straße sind inzwischen unter Denkmalschutz gestellt. Der zunehmende Facharbeitermangel in Vorarlberg war für die Getzner Holding – das gemeinsame Dach der Getzner-Textil (Bludenz) und Getzner-Werkstoffe (Bürs) –  jetzt Anlass, die alte Tradition wieder aufzunehmen. Neben einem Top-Arbeitsplatz auch erschwinglichen Wohnraum bieten zu können, ist sicher ein gutes Argument im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Zumal die 61 Wohnungen, die zu Ostern 2023 fertiggestellt sein sollen, einiges bieten, wie der planende Architekt Markus Mitiska vor dem symbolischen Spatenstich erläuterte. Sie werden mit Erdwärme umweltfreundlich und kostengünstig beheizt, auf den Dächern entstehen spannende Aufenthaltsmöglichkeiten, große Grünflächen und Freiraum für Kinder. Tiefgaragenplätze sind ebenfalls berücksichtigt. 

Zehn Millionen Euro nimmt Getzner dafür in die Hand, berichtete Holding-Chef Markus Comploj. Geld, das durch die Vergabe der Aufträge an heimische Unternehmen in der Region bleibt. Als Generalunternehmer wurde die Firma Tomaselli-Gabriel beauftragt, deren Chef Philipp Tomaselli mit einigen der berüchtigt guten Brände seines Schwiegervaters Karl Gabriel zur guten Laune beim Spatenstich beitrug. Das Projekt ist auch für die Stadt ein Gewinn, wie Bürgermeister Simon Tschann betonte: Trotz enormer Bautätigkeit in  den letzten Jahren herrscht in Bludenz weiter rege Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und leistbaren Wohnungen.

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