50 Jahre Hydro

Vor 50 Jahren wurde das Nenzinger Werk der Norsk Hydro eröffnet. Die Erwartungen der norwegischen Mutttter waren hoch. Und wurden weit übertroffen. „Zum Geburtstag” gab es dann auch grünes Licht für eine 45-Millionen-Investition.

FOTOS: BERNHARD HECHENBERGER, MATTHIAS RHOMBERG

Als Manfred Rotschne im Jahr 2017 die Geschäftsführung im Werk Nenzing angeboten wurde, waren Freunde skeptisch. „Das ist das beste Werk im ganzen Konzern, da kannst du eigentlich nur verlieren”, wurde er gewarnt. Aber Rotschne kannte Nenzing, war hier schon von 2004 bis 2013 mit verschiedenen Management-Aufgaben betraut. Und der gebürtige Schwabe wusste, mit wie viel Engagement und Sachkompetenz hier „im Vorarlbergischen” gearbeitet wird. Er hat den Chefposten deswegen gerne angenommen. Und das Vorzeigewerk im weltweit aktiven Hydro-Konzern systematisch weiterentwickelt. Zum 50-jährigen Jubiläum kann das Unternehmen auf eine sehr erfolgreiche Geschichte zurückschauen. „Wobei gerade der Blick auf die Krisen dieser Zeit den besten Einblick in die DNA unseres Betriebes gibt”, so Manfred Rotschne. Ein Hochwasser flutete 2005 die Werkshallen, 2019 legte ein Hackerangriff auf den gesamten Norsk Hydro Konzern auch Nenzing lahm und 2020 kam Corona. „Das schaffen wir schon“, hörte Rotschne dann von seinen Mitarbeitern. „Und bevor das Management Krisenpläne ausarbeiten konnte, waren alle schon dabei, die Probleme zu lösen”, zeigt sich Rotschne auch im Rückblick noch schwer beeindruckt. „Die Mitarbeiter sind die Seele des Betriebes”, betont er. Mit Maschinen allein, und seien sie noch so modern und leistungsstark, ist gar nichts zu machen. Dementsprechend legt der Geschäftsführer, den die meisten Mitarbeiter beim Vornamen nennen, viel Wert auf die besondere „Hydro-Kultur” des Miteinanders, in der sich jeder Einzelne wohlfühlen und nach seinen Wünschen weiterbilden und entfalten kann.

 

Die Mitarbeiter stehen bei der „Hydro Extrusion Nenzing GmbH” – kurz „Aluwerk” – im Mittelpunkt.

Nicht von ungefähr galt die erste Investition „unter Rotschne” der großzügigen Erweiterung des Mitarbeiterbereichs. Und die Zahl der Mitarbeiter wurde seither von rund 400 auf mittlerweile 500 erhöht. Ein weiterer Schwerpunkt in den letzten Jahren waren die konsequente Verbesserung von Umweltstandards auf allen Ebenen. Hydro-Alu wird in Nenzing zu hundert Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien verarbeitet. 2019 wurde man als erstes Strangpresswerk Österreichs mit dem ASI-Zertifikat für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Seit Anfang 2022 wird CO2-neutral hergestellt. Mehrere Jahre hat Rotschne auch für die Bewilligung zur Betriebserweiterung gekämpft: 9.000 Quadratmeter Fläche mussten dafür umgewidmet werden. „Wir sind dankbar für diese Umwidmung und sehen uns grundsätzlich verpflichtet, mit allen Ressourcen und vor allem auch mit Grund und Boden sparsam umzugehen”, erläutert Rotschne. Wegen der Hochwassergefahr war es nicht möglich, einen „Keller” auszuheben. Deswegen hat man in die Höhe gebaut – was für die Planer mit erheblichen Herausforderungen verbunden war.

 

Manfred Rotschne

von 2004 bis 2013 als Key Account Manager, Leiter des Vertriebsteams Handel und Einkaufsleiter in Führungspositionen bei Hydro Nenzing. Seit 2017 Geschäftsführer

Um mit den schweren Maschinen im Obergeschoss arbeiten zu können, mussten Fundament und Zwischendecke extrem stabil ausgeführt werden – jede einzelne der unzähligen Stahlbetonstützen hat ein Gewicht von 70 Tonnen. Mit der Erweiterung der Produktionsfläche und einer neuen Monsterpresse (die Aluminiumbolzen mit einem Druck von 4000 Tonnen durch die Matrizen presst) wird man in Nenzing die Position als Kompetenzzentrum für Industrieanwendungen aus Aluminium weiter ausbauen können. Aktuell werden rund 44.000 Tonnen Aluminiumprofile jährlich erzeugt und bearbeitet. Künftig wird nicht nur die Menge steigen, sondern auch die Verarbeitungstiefe: Das wünschen sich die über tausend Kunden des „Aluwerks”, wie der Betrieb im Volksmund genannt wird. Rotschne freut sich darüber, dass der Betrieb samt gutem Ruf tief in der Bevölkerung verankert ist. „Aluwerk klingt doch gut! Und so heißt schließlich auch die Bushaltestelle bei uns!”

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