Umweltschutz hat bei vielen Betrieben in Vorarlberg hohe Priorität. Was die 11er Nahrungsmittel GmbH in Frastanz hier seit Jahren unternimmt, geht weit über behördliche Auflagen hinaus. Ende Jänner wurde eine neue Biogas-Anlage in Betrieb genommen. Sie gewinnt aus den Kartfoffelschalen soviel Energie, dass man damit 2.780 Häuser* beheizen könnte.
Viel vorgenommen hat sich das Führungsduo Clemens Grabher und Thomas Schwarz in Sachen Umweltschutz. Von der Aussaat der Kartoffeln über deren Pflege und Ernte, ihren Transport nach Frastanz, die Veredelung der Frucht bis zur Verpackung und Lieferung in die Tiefkühlregale des Handels soll so wenig wie möglich Kohlendioxid freigesetzt werden, das für den globalen Klimawandel hauptverantwortlich ist.
Für den trotz aller Anstrengungen verbleibenden CO2-Ausstoß kauft man Emissionszertifikate. Das Geld, das 11er und andere Firmen freiwillig dafür bezahlen, kommt weltweit verschiedensten Projekten zur Kohlendioxid-Reduktion zugute: Durch den Kauf dieser Zertifikate darf sich 11er seit dem Jahr 2015 als klimaneutraler Betrieb bezeichnen.
Die Hauptstoßrichtung des Frastanzer Kartoffelspezialisten liegt freilich in der Vermeidung von eigenen Emissionen. „Uns war dabei von Anfang an wichtig, dass wir unsere Mitarbeiter auf diese Reise mitnehmen”, betont Thomas Schwarz: Umfassender Umweltschutz könne nicht einfach von oben verordnet werden, sondern müsse ein echtes Anliegen jedes Einzelnen im Betrieb sein.
Jedes Jahr eine Million für Umweltschutz
„Das fängt mit kleinen Dingen an”, erklärt Clemens Grabher. In den Büros wird nur ausgedruckt, was wirklich schriftlich vorhanden sein muss. Und die Drucker sind standardmäßig auf beidseitigen Schwarzweiß-Druck eingestellt. Für Mülltrennung stehen in den Pausenräumen, Mitarbeiterküchen, in den Produktionsstätten und Büros geeignete Behälter zur Verfügung. Mitarbeiter werden angehalten und belohnt, wenn sie zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Bus oder Bahn zur Arbeit kommen, anstatt dafür das Auto zu nutzen. Für den Kauf von E-Bikes gibt es eine spezielle Förderung.
Daneben wurden seit vielen Jahren immer wieder technische Verbesserungen umgesetzt. – In den vergangenen zwölf Jahren wurden dafür nicht weniger als zwölf Millionen Euro investiert. Mit einer eigenen Wärmerückgewinnung beispielsweise kann die Prozesswärme und Hitze etwa beim Frittiervorgang für die Erwärmung von täglich bis zu 70.000 Liter Brauchwasser genutzt werden. Der Energiebedarf pro Kilo Rohkartoffel konnte so mit vielen kleinen Maßnahmen und großen Investitionen im Vergleich vom Jahr 2000 bis zum Vorjahr um 30 Prozent verringert werden.
Biogasanlage ein Meilenstein
Ein riesiger Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion wurde heuer Ende Jänner mit der Inbetriebnahme der neuen Biogasanlage gesetzt. 23.000 Tonnen biogene Abfälle – in der Hauptsache sind es Kartoffelschalen – werden hier in einem technisch aufwändigen Prozess verarbeitet. Dabei entsteht jährlich Methangas mit einem Energiegehalt von 25 Gigawattstunden: Das entspricht dem Wärmebedarf von 2.780 durchschnittlichen Einfamilienhäusern* und bringt eine Ersparnis von jährlich 5.500 Tonnen Kohlendioxid – was dem jährlichen Ausstoß von 3.660 Autos entspricht. **
Das Kartoffelschalen-Methangas wird in das Netz der Vorarlberger Erdgas (VEG) eingespeist. Ziel ist es, für den Transport der Kartoffeln künftig gasbetriebene LKW einzusetzen. „Die Energie für den Kartoffeltransport und deren Veredelung zu Pommes Frites, Knusper-Rösti, Kroketten und anderen Produkten sollen mittelfristig quasi die Kartoffeln selber liefern”, nennt Thomas Schwarz das Ziel. Von der Universität Innsbruck begleitet wird aktuell ein vielversprechendes Projekt zur Nutzbarmachung der anfallenden Gärreste als Bodendünger. Damit könnten wiederum CO2-Einsparungen und auch eine Reduktion von Bodenerosion ereicht werden.
Der materielle und personelle Aufwand für das Projekt Klimaneutralität ist enorm. Umwelt- und Klimaschutz sind aber Kriterien, die schon jetzt eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen – und die angesichts der wärmsten Dezember (2016)- und kältesten Jännermonate (2017) seit Jahrzehnten wohl noch deutlich an Bedeutung gewinnen werden.
Klimaschutz als Kaufkriterium
„Wir möchten aktiv Verantwortung für unsere Umwelt wahrnehmen. Dieses Bemühen wird auch von den Konsumenten gewürdigt. Und viele Handelshäuser betreiben ebenfalls eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das zeigt uns, dass wir mit der 11er Klimaschutzinitiative auf dem richtigen Weg sind,” erklären Thomas Schwarz und Clemens Grabher.
*Jahreswärmebedarf für ein Vorarlberger Einfamilienhau, Baujahr 2010: 9000 kWh. Quelle: Ökoberatung Gebhard Bertsch, Ludesch
** durchschnittliche Vorarlberger PKW Jahres-Laufleistung 11.700 Kilometer (Quelle: VCÖ) und durchschnittlicher Ausstoß der neu zugelassenen PKW in Österreich im Jahr 2014: 128,4 Gramm/Kilometer;
(Quelle: Lebensministerium)
Fotos: TM-Hechenberger, Ingimage