Angelika Riesch war lange Jahre selbstständige Buchhändlerin in Schruns. Weil aber die Einheimischen immer weniger in ihren Laden kamen, hat sie ihr Geschäft vor einem Jahr an den Nagel gehängt und arbeitet jetzt bei der Buchhandlung Tyrolia in der Bludenzer Altstadt. „Du bischt halt ztür gsi”, bekam sie zu hören, als sie das Geschäft schloss. Dabei ist dies gar nicht möglich, weil der Preis für Bücher streng reguliert ist. Sie persönlich befürchtet, dass der Trend zum Internet-Einkauf kaum mehr aufzuhalten ist und bemüht sich trotzdem tagtäglich darum, dem entgegenzuwirken.
„Wir bieten den Kunden persönliche Beratung und ein Einkaufserlebnis, welches das Internet nicht bieten kann”, hat sich das fünfköpfige Tyrolia-Team rund um Filialleiterin Renate Sommer vorgenommen. Die Buchhandlung ist bei vielen Veranstaltungen mit Büchertischen präsent und organisiert auch Lesungen und andere Events in den eigenen Geschäftsräumen. Alle Mitarbeiterinnen sind up to date, welche Lektüre gerade angesagt ist. Sie nutzen die Gelegenheit, die Bestseller bereits bis zu ein Jahr vor dem Erscheinen zu lesen. „Jede von uns hat da so ihr Spezialgebiet”, verrät Angelika Riesch. Die Mitarbeiterinnen wollen schließlich kompetent beraten und möglichst alle Kundenfragen beantworten können. Das ist gar nicht so einfach. Schließlich kommen jedes Jahr rund 10.000 deutschsprachige Bücher neu heraus. Da fällt es nicht leicht, eine Auswahl zu treffen.
Nicht nur Bücher im Sortiment
Das Sortiment in den Regalen der Tyrolia-Filiale in Bludenz ist breit gefächert. Schließlich soll für alle Altersgruppen und über möglichst viele Interessensgebiete eine Auswahl zur Verfügung stehen. „Wir haben allerdings keine Computerbücher”, erklärt Angelika Riesch. „Die sind zu schnell veraltet.” Doch wenn ein Kunde konkret danach fragt, können Fachbücher generell rasch geordert werden – wenn es eilt, sogar innerhalb von 24 Stunden.
Wer stattdessen im Internet kauft, hat keinerlei Preisvorteil. Denn der Gesetzgeber schreibt in Österreich genau vor, was ein Buch kostet. Die Händler dürfen diese verbindlichen Preise nicht unterschreiten. Ohnehin – „Bücher sind das Einzige, was mit der Einführung des Euro nicht teurer geworden ist”, erklärt Angelika Riesch. Ein Pixi-Büchlein beispielsweise kostete vor 15 Jahren13 Schilling, heute liegt der Preis bei 99 Cent. Auch das Taschenbuch hält mit durchschnittlich zehn Euro das Preisniveau der Schilling-Ära. „Bildbände sind sogar viel billiger geworden.” Der Buchhändler selbst verdient an den gedruckten Werken gerade einmal zehn Prozent, mit denen er – im Gegensatz zum Internethändler – ein Geschäftslokal und Verkaufspersonal finanzieren muss.
Bei Tyrolia versucht man deshalb, mit zusätzlichen Angeboten zu begeistern. Neben jeder Menge Kinderbüchern, Krimis, Romanen, Sachbüchern, Gedicht- und Bildbänden findet der Kunde Spielsachen, Geschenkartikel, Verpackungsmaterial und vieles mehr. Bei der Auswahl dieser Zusatzprodukte achtet das Team darauf, dass regionale Anbieter unterstützt werden. Weil der Tyrolia-Verlag, zu dem auch die Filiale in Bludenz gehört, seinen Sitz in Innsbruck hat, sind es vor allem Tiroler Spezialitäten, die da auf den Tischen präsentiert werden – Büro-Accessoires aus Zirbenholz etwa, hochwertige Bienenwachs-Produkte, Seifen oder Tees.
Diese Besonderheiten, die man im Geschäft nicht nur anschauen, sondern auch angreifen kann, die gute Beratung sowie der persönliche Kontakt sollen die Kunden weiterhin in die Bludenzer Altstadt führen.