– Unter diesem Motto wird die erfolgreiche Initiative „Haltestelle Kunst” heuer um eine weitere Dimension erweitert. Verantwortlich dafür ist Eva Maria Dörn. Sie bringt ihre Leidenschaft für Sprache in die walgauweite „Freiluft-Galerie” ein.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, KULTUR IM WALGAU, PRIVAT
Genau vor einem Jahr waren erstmals Werke von Kunstschaffenden aus der Region an den Bushaltestellen im Walgau zu bewundern. Der künstlerische Leiter des „kunst & kultur Club Malgrund” in Satteins, Gerhard Montibeller, hatte die Verantwortlichen der Regio Im Walgau für diese Idee gewinnen können. Unter dem Motto „Haltestelle Kunst” nutzten Wartende und Spaziergänger im März und April gerne die Gelegenheit, sich mit den unterschiedlichsten Malereien auseinanderzusetzen. In den meisten Gemeinden hängen die großformatigen Plakate sogar bis heute. Es war schnell klar, dass diese Initiative 2025 in eine weitere Saison gehen sollte.

An dieser Stelle kommt Eva Maria Dörn ins Spiel. „Es gibt keine Zufälle, nur Fügungen”, lacht die Schlinserin. Denn eine solche Fügung wollte es, dass sie bei einem Spaziergang durch Nüziders auf ein „Haltestelle Kunst-Bild” der Feldkircher Künstlerin Renate Köll traf, das sie spontan inspirierte. „Darüber würde ich gerne schreiben”, ging es ihr durch den Kopf.
Eva Maria Dörn, deren Eltern lange Zeit eine Gastwirtschaft in Beschling betrieben, ersann nämlich schon als Kind gerne fantasievolle Geschichten. „Schreiben ist für mich ein Lebensbegleiter”, konnte sie gerade auch in schwierigen Zeiten aus den Gedanken, die sie zu Papier brachte, Kraft schöpfen. Nach dem Tod der Eltern wandte sich die zweifache Mutter von der Gastronomie ab und ihrer wahren Leidenschaft zu. Verschiedenste, zum Teil mehrjährige Ausbildungen zur Schreibpädagogin und Kunsttherapeutin sowie ein Lehrgang in Projektmanagement lieferten das nötige Rüstzeug, ein erster Platz gleich bei der ersten Einreichung beim Literaturwettbewerb „Klopfzeichen” bestärkte sie in ihrem Vorhaben, ihre eigenen Texte zu veröffentlichen.
Seit nunmehr 17 Jahren begrüßt Eva Maria Dörn regelmäßig unterschiedlichste Menschen in ihren Schreibwerkstätten, für die sie nicht müde wird, immer wieder neue Themen aufzugreifen und Schreibimpulse zu entwickeln. So leitet sie etwa regelmäßig im Frauenmuseum Hittisau, in den Friedensräumen Lindau und auch schon in Bozen oder Berlin Workshops an, bei denen es in erster Linie darum geht, die eigenen Empfindungen in Worte zu fassen. Wichtig ist ihr dabei immer eine angenehme, vertrauensvolle Atmosphäre, schließlich geht es darum, Lust und Freude am Umgang mit Sprache zu entwickeln. „Schreiben ist wie Reden mit Papier, wenn man den literarischen Anspruch weglässt”, macht sie Anfängern Mut. Es müsse schließlich nicht gleich ein Meisterwerk entstehen. „Ich gehe jedes Mal reich beschenkt aus diesen Schreibwerkstätten heim”, freut sich Eva Maria Dörn auch nach so vielen Jahren jedes Mal wieder auf den kreativen Austausch.
Mit Bildern in Resonanz gehen
Für die „Haltestelle Kunst” konnte sie weitere Literaturschaffende aus dem Walgau dafür gewinnen, mit den Bildern regionaler Künstler in Resonanz zu treten. Die Zuteilung erfolgte völlig willkürlich. Keiner der Schreibenden wusste im Vorfeld, welches Bild ihn inspirieren soll beziehungsweise, wer es gemalt hat.
Sigi Fritsche aus Bludenz, Maria Etlinger aus Frastanz, Eva Gantner aus Gais, Nadine Graf-Bösch aus Nenzing, Irma Hirschauer aus Nenzing, Bandi Köck aus Frastanz, Bea Madlener aus Schlins, Astrid Marte aus Satteins, Anni Mathes aus Bludesch, Karl Johann Müller aus Nüziders, Karin Rettenmoser aus Nüziders, Waltraud Travagilli aus Frastanz und Anneliese Zerlauth aus Ludesch haben sich auf dieses Experiment eingelassen und freuen sich über die literarische Herausforderung.
Bei einem Treffen Ende Februar stimmten sich die Kreativen gemeinsam auf diese Aufgabe ein und studierten ausgiebig die ihnen vom Zufall zugedachten Bilder. Zuhause feilen die Literaten nun noch an ihren Texten. Man darf gespannt auf die Ergebnisse sein.
„Die Schreibenden sind völlig frei”, betont Eva Maria Dörn. Obwohl sie selbst inzwischen zu siebzig Prozent lyrische Texte verfasst, wählt sie je nach Thema unterschiedlichste literarische Formen. Und hin und wieder, wenn sie ihren Lesern etwas ganz nahe bringen möchte, schreibt sie sogar im Dialekt. „Ich merke, dass der Text dann eine ganz andere Kraft ausstrahlt.” Aus diesen Erfahrungen heraus wollte sie auch ihren Ko-Schreibenden möglichst wenige Vorschriften machen.
Freiluftgalerie „Haltestelle Walgau”
Ab 4. April werden also nicht nur neue Bilder an zentral gelegenen Bushaltestellen in den 14 Walgau-Gemeinden für Aufmerksamkeit sorgen, über einen QR-Code können sich die Betrachter zudem Informationen über die Künstler holen und nachlesen, welche Gedanken die Schreibenden zu den einzelnen Werken entwickelt haben.
Die Bild-Auswahl ist – wie schon im vergangenen Jahr – äußerst vielseitig. Es lohnt sich also, einmal eine Extra-Bustour durch den Walgau zu planen. Während die Kunstschaffenden 2024 alle aus dem Umfeld des „kunst & kultur Club Malgrund” stammten, haben die Projektverantwortlichen heuer versucht, Kreative aus jeder einzelnen Walgaugemeinde für die Aktion zu begeistern. Mit Erfolg: Herta Plangg aus Bludesch, Hubert Konzett aus Bürs, Anna Gantner aus Düns, Margot Gabriel aus Frastanz für Dünserberg, Renate Ganath aus Frastanz, Harald Gfader aus Göfis, Sonja Hagelkreuz aus Ludesch, Maria Gabriel aus Nenzing, Pelin Hacisalihoglu aus Nüziders, Norbert Leo Müller aus Röns, Carmen Margot Lins aus Satteins, Chantal Boso aus Schlins, Christoph Dünser aus Schnifis und Kurt Bonner aus Thüringen werden in der Freiluft-Galerie vertreten sein. Die Bilder der einzelnen Künstler sind jeweils entweder in deren Wohn- oder in deren Geburtsort in Form großformatiger Plakate ausgestellt.
Finissage am 13. Juni
Pünktlich zur Finissage, die am Freitag, 13. Juni im Pfarrsaal Satteins über die Bühne geht, wird auch das Begleitbuch zur Ausstellung vorgestellt. Entsprechend dem Titel „Haltestelle Kunst: Wo Wort und Bild sich berühren“ finden darin die Werke der bildenden und der schreibenden Künstler einen würdigen Rahmen. Bei diesem Anlass gibt es außerdem Gelegenheit, die Originalbilder unter die Lupe zu nehmen, und die Autoren präsentieren ihre Texte.
Interaktive „Kultur-Karte”
Bei der Geschäftsstelle „Kultur Im Walgau” freut sich Mag. Sabine Grohs über diesen nächsten Schritt der Zusammenarbeit von Kreativen unterschiedlichster Genres und verweist stolz auf ihr neuestes „Tool”, das getreu dem Regio-Motto „Gemeinden gemeinsam” genau zu diesem Zweck entwickelt wurde: Unter kulturimwalgau.at finden Interessierte nämlich die schon länger ersehnte Walgau Kultur Map, mit der es ein Leichtes sein sollte, für kreative Projekte „Mitspieler” aus der Region zu finden – egal, ob eine Band einen Gitarristen sucht, der auf die Schnelle einspringen kann, eine Theatergruppe Verstärkung braucht oder eben „Schreiberlinge” angefragt werden sollen, die Lust auf kreative Herausforderungen haben. Aktuell sind in der Walgau Kultur Map 360 Kulturschaffende mit Kontaktdaten eingetragen, die Treffer lassen sich nach Genre filtern.
