Sibirische Schwertlilie, Duftlauch, Sumpfgladiole, Lungenenzian, Gelbbauchunke, Neuntöter, Schwarzkehlchen, Teichmolche, …. Die Liste an seltenen Pflanzen und Tieren, die im 58,5 Hektar großen Frastanzer Ried zu finden sind, ist äußerst lang. Laut Untersuchungen leben alleine 35 Brutvogelarten im größten Überflutungsmoor der Ill. Entsprechend wertvoll ist der Riedboden. Als im Frühjahr ein 110 Meter langer Verbindungsweg durchs Ried gebaut werden sollte, wurde der Aushub deshalb sorgfältig „transplantiert”.
Fotos: ING. MARKUS BURTSCHER, TM-HECHENBERGER
Als Natura 2000 Gebiet steht das Frastanzer Ried unter besonderem Schutz. Es wird äußerst behutsam bewirtschaftet, damit die Tiere nicht gestört werden und die Pflanzenvielfalt erhalten bleibt. Vor allem wenn die Schwertlilien das Ried mit einem blauen Vorhang überziehen, ist das Naturjuwel ein Naherholungsraum direkt vor der Haustür, welchen die Frastanzer Bevölkerung sehr zu schätzen weiß. Immer wieder nahmen die Spaziergänger aber im Rungeldon eine Abkürzung über die Wiesen, um vom einen zum anderen Weg zu gelangen. Auch die Bewirtschafter waren nicht glücklich mit der Engstelle, die sie zu großen Umwegen zwang. Deshalb beantragte die Riedgenossenschaft bei der Bezirkshauptmannschaft den Bau einer 110 Meter langen und 3,5 Meter breiten Verbindung zwischen den beiden Straßen.
Ing. Markus Burtscher ist in der Marktgemeinde Frastanz zuständig für Naturschutzangelegenheiten. Der gelernte Landschaftsplaner erhielt den Auftrag, den Bau der Straße in derart sensiblem Umfeld aus ökologischer Sicht zu beaufsichtigen und zu dokumentieren. Ing. Burtscher erkannte seine Chance. Denn er ist schon seit längerer Zeit darum bemüht, ein Gebiet in der Galetscha – an der Gemeindegrenze zu Nenzing – zu rekultivieren. Mehrere Jahrzehnte war in diesem Bereich Kies entnommen und die Grube anschließend mit Aushub wieder verfüllt worden. Neben der Grünmüllsammelstelle der Gemeinde hatte er schon 2000 einen ersten Tümpel anlegen lassen, der von der geschützten Gelbbauchunke auch bereits zum Laichen angenommen wird. Der Boden in diesem Gebiet ist mager und sandig. In Kombination mit der bestehenden Hangentwässerung sind die Verhältnisse mit denen im Frastanzer Ried vergleichbar. Markus Burtscher schlug deshalb vor, den wertvollen Boden, welcher der Straße weichen musste, sorgsam in großen Soden abzuheben und in der Galetscha wieder einzusetzen. Das war zwar mit einem finanziellen Mehraufwand verbunden, trotzdem konnte er die Verantwortlichen im Land, in der Bezirkshauptmannschaft und in der Marktgemeinde für seine Idee begeistern.
Stück für Stück haben die Bagger im Frühjahr den Riedboden verlegt. Er ist inzwischen zu einer Wiese zusammengewachsen, die Hoffnungen weckt. „Ob sich die Pflanzen langfristig halten, wird sich erst in einigen Jahren zeigen”, ist sich Markus Burtscher bewusst. Trotzdem freut er sich, dass seine Bodentransplantation Wiesenenzian, Wollgras, Taubnesseln und andere Riedbewohner in die Galetscha gebracht hat. „Es braucht solche kleinen Biotope als Trittsteine zwischen den großen Schutzgebieten”, weiß er. Er wird die Entwicklung genau beobachten und dafür sorgen, dass das neue Biotop einmal im Jahr gemäht sowie gegen dominante Neophyten verteidigt wird. Außerdem hegt er bereits Pläne für eine Erweiterung seiner persönlichen „Spielwiese”. In der „Bodentransplantation” sieht er eine Möglichkeit, kleinräumig Ersatzflächen zu schaffen, wenn „Naturflächen zugunsten des Wirtschaftswachstums weichen müssen.”