Feinsein für besondere Anlässe

Carmen Müller ist ihrer Familie sehr verbunden. Nach acht intensiven Ausbildungs- und Arbeitsjahren ist die Thüringerin in den Walgau zurückgekehrt und erfüllt sich ihren Traum von Selbstständigkeit: Seit 1. Februar werkt sie in ihrem eigenen Schneideratelier in der Bludenzer Mühlgasse. Ihr Label „Feinsein – bridal & more” ist gleichzeitig Programm.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, CORNELIUS LORÜNSER

„Der Trend geht schon länger wieder in Richtung Handwerk und Nachhaltigkeit”, sieht die junge Schneidermeisterin zuversichtlich in die Zukunft. Sie möchte Frauen ansprechen, die für spezielle Anlässe ein individuelles Kleidungsstück suchen, das perfekt sitzt, mit hervorragenden Materialeigenschaften punktet, genau den Stil der Trägerin trifft und zudem absolut bequem ist, „nirgends zwickt”. Der Hochzeitstag schreit natürlich geradezu nach so einer Garderobe. Angehende Bräute finden bei Carmen Müller deshalb nicht nur romantische, leicht fließende Träume in Weiß, sondern auch eine geduldige Beraterin, die gerne auf Sonderwünsche eingeht. Oberster Anspruch der Schneidermeisterin: Jede Frau soll ein Kleid finden, das genau zu ihr passt, in dem sie einen ganzen Tag lang gut aussieht, tanzen und auch mal mit den Kindern spielen kann, ohne dass ihre Bewegungsfreiheit irgendwie eingeschränkt ist. „Die Braut kann bei mir den Werdegang ihres Kleides live verfolgen”, lädt die Kreative jederzeit zu einer Stippvisite inklusive Anprobe ein. Edle Seide, Spitze oder andere hochwertige Materialien sind aber ebenso abseits des „schönsten Tages” gefragt. Carmen Müller freut sich darauf, ihren Kundinnen auch exquisite (Abend-)Kleider passgenau auf den Leib zu schneidern und ganz individuelle Wünsche zu erfüllen. 

Das handwerkliche Rüstzeug dafür hat die ausgebildete Kindergartenpädagogin während ihres Studiums am Kolleg für Modedesign in der Wiener Herbststraße erworben, dem sie die Damenmeisterklasse Haute Couture inklusive Meisterprüfung anhängte. „Meine Oma hat früher viel genäht, und auch meine Schwester und ich haben dann einiges ausprobiert”, berichtet sie von den Anfängen, die trotzdem den Weg nicht unbedingt vorzeichneten. Denn ursprünglich entschied sich die kreative Thüringerin für den Beruf der Kindergartenpädagogin. „Das hat mir gut gefallen”, erzählt die heute 27-Jährige, doch nach der Matura wollte sie trotzdem noch etwas anderes ausprobieren. Ein Praktikum und die anschließende Anstellung beim exklusiven Label „Elfenkleid” führten nach erfolgreich absolvierter Meisterprüfung dazu, dass sie für weitere vier Jahre in der Bundeshauptstadt hängen blieb. „Das war das Beste, was mir passieren konnte”, ist Carmen Müller ihrem ehemaligen Arbeitgeber dankbar für die vielfältigen Erfahrungen, welche sie in dem exquisiten Brautmoden-Salon in allen Bereichen vom Zuschnitt bis zur Endfertigung sammeln konnte. Die acht Jahre in Wien hat sie sehr genossen. Einzig die Familie – und vor allem Zwillingsschwester Sara – vermisste sie in dieser Zeit sehr. Dazu kamen dann noch Corona und der immer stärkere Wunsch, selbst eine Firma zu gründen – und zwar „dort, wo ich mich wohlfühle”. Carmen Müller hat sich ganz bewusst für Bludenz – eine „Stadt mit Charme und großem Potenzial” – entschieden.

Die ganze Familie packte in den letzten Monaten kräftig mit an, um im ehemaligen Fachgeschäft für Heimtextilien in der Mühlgasse eine Schneiderwerkstatt einzurichten. Die ambitio­nierte Jungunternehmerin zeigt stolz auf den massiven Zuschneidetisch, den ihr Vater angefertigt hat. Die ersten Kundinnen wissen aber vor allem den großzügigen Schauraum mit bequemen Anprobe-Möglichkeiten zu schätzen.

„Die Rückmeldungen sind sehr positiv”, freut sich die Jungunternehmerin. „Locker, leicht, jugendlich, leicht romantisch, frech und verspielt, mit kleinen Details, die den Unterschied ausmachen”, beschreibt Carmen Müller ihre Mode-Linie. Schlichte, damenhaftere Teile ihres ehemaligen Arbeitgebers „Elfenkleid” ergänzen die eigene ready-to-wear- und Brautkleid-Kollektion. So sorgt die Mode-Begeisterte dafür, dass in ihrem Atelier und Verkaufsshop für jeden Typ etwas Passendes dabei ist. Doch egal wofür sich die Kundin entscheidet – die Jungunternehmerin will auf jeden Fall mit Nadel und Faden Sorge tragen, dass jedes Detail perfekt sitzt. Ihre Kollektion hat sie so angelegt, dass Oberteile und Rock ganz nach Wunsch kombiniert werden können. Wer sich zum hauchfeinen Spitzen-Oberteil also einen figurbetont engen, anstatt des weich fließenden Rockes wünscht, kann sich das Wunschkleid ganz einfach „zusammenpuzzeln”. 

Bei den Materialien geht Carmen Müller allerdings keine Kompromisse ein. Auf Fachmessen entscheidet sie sich ausschließlich für Stoffe aus Naturmaterialien, die in Europa produziert werden. „Spitze mit einem hohen Baumwollanteil fühlt sich auf der Haut viel angenehmer an”, ist sie überzeugt. So hat sie etwa in Frankreich eine kleine Spitzenmanufaktur ausfindig gemacht, deren hochwertige Erzeugnisse ihren Ansprüchen genügen. „Ich weiß, wo und wie die Stoffe, die ich verwende, hergestellt werden”, will Carmen Müller sichergehen, dass ihre Lieferanten faire Löhne zahlen.

Gewissen Trends will sie sich nicht verschließen, doch beim gängigen „immer Schneller, Billiger und Mehr” nicht mitspielen. Carmen Müller verschreibt sich lieber der„slow fashion”. Sie wird pro Saison eine „ready-to-wear-Kollektion” des Labels Elfenkleid anbieten und diese mit eigenen Kreationen ergänzen. Dabei wird sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Trotzdem soll die nachhaltig produzierte Mode finanzierbar bleiben. Und was wünscht sich die junge Unternehmerin für die Zukunft? – „Mein Traum wäre es, dass es mich an diesem Standort in der Mühlgasse 5 in fünf Jahren immer noch gibt und viele glückliche Kunden ein- und ausgehen. Schön wäre, wenn ich das Geschäft dann gemeinsam mit meiner Schwester Sara betreiben könnte.”

„Locker, leicht, jugendlich, leicht romantisch, frech und verspielt, mit kleinen Details, die den Unterschied ausmachen”, beschreibt Carmen Müller ihre Mode-Linie.

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