Man trifft sich im „Dörfle”

Im „Dorfhus“ wurden rund 160 Festmeter Holz aus dem Dünser Wald verbaut. Die Photovoltaik-Anlage am Dach hat in den letzten zwölf Monaten rund 35.000 Kilowattstunden umweltfreundlichen Sonnenstrom erzeugt.

Im 450-Seelen-Dorf Düns werden viel Geld und ehrenamtliche Arbeitsstunden investiert, um die Infrastruktur langfristig zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Das „Dorfhus” im Zentrum leistet seit einem Jahr einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden im Ort. 

FOTOS: TM-HECHENBERGER, GEMEINDE DÜNS

„Wir sind eine Wachstumsgemeinde”, strahlt Bürgermeister Gerold Mähr und verweist auf aktuell 70 Kinder (inklusive jenen aus Dünserberg), welche die Betreuungseinrichtungen im Ort besuchen. Die Einwohnerzahl ist allein in den letzten zehn Jahren um rund 18 Prozent gestiegen. Dies bringt Herausforderungen mit sich. Denn die Dünser sollen nicht nur nach Feierabend und an den Wochenenden die Lebensqualität im Sonnendorf genießen, sondern sich im Ort treffen, soziale Kontakte knüpfen, einkaufen und gut aufwachsen können. Um dies zu gewährleisten, setzt Düns auf enge Kooperationen mit anderen Gemeinden – etwa über die Regio Im Walgau, die Region Dreiklang, den Gemeindeverband Kinderbetreuung im Jagdberg, den Trinkwasserverband Mittlerer Walgau oder das FLZ Walgau West. Der von der Konsumgenossenschaft Düns-Dünserberg seit 1918 (!) betriebene Dorfladen stand jedoch einige Jahre auf wackeligen Beinen. Das schöne alte Holzhaus, das ihn beherbergte, war weder barrierefrei zugänglich, noch bot es ausreichend Platz und Kühlmöglichkeiten, um ein attraktives Sortiment ansprechend zu präsentieren. Die Diskussionen darüber starteten vor rund zehn Jahren und sind bis heute nicht ganz verstummt. Einige Dünser trauern immer noch sehr um das alte Gebäude. Dieses musste nämlich dem neuen „Dorfhus” weichen, welches heute das Zentrum prägt. 

Die Entscheidung haben sich die Gemeindeverantwortlichen nicht einfach gemacht. Alle neun Architekten, welche im Rahmen eines Wettbewerbs Pläne zeichneten, empfahlen jedoch – vor allem aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Ortskern – den Abriss des alten Dorfladens und eine völlige Neugestaltung. Vor rund einem Jahr wurde das „Dorfhus” eröffnet, welches das Gasthaus „Dörfle”, einen Lebensmittelladen, die Bücherei, zwei Wohnungen und ein Büro beherbergt. „Die Rückmeldungen von Gästen und aus der Bevölkerung sind sehr gut”, freut sich Bürgermeister Mähr, dass sich auch einige der Projektgegner inzwischen mit dem neuen Gebäude anfreunden konnten. 

Schließlich wurden für den Bau netto 2,8 Millionen Euro investiert. Dieser Betrag ist für die kleine Gemeinde – auch abzüglich der Förderungen von Land und Bund – nicht einfach zu stemmen. „Doch wenn man diese Infrastruktur erhalten möchte, dann muss man investieren”, ist Bürgermeister Mähr überzeugt. Er ist zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. „Trotz der kurzen Zeit seit der Eröffnung hat das neue Gasthaus im Ort einen guten Bekanntheitsgrad erreicht.” Der Mittagstisch wird vor allem von Pensionisten und Arbeitern, die auf Baustellen in der Region tätig sind, gerne angenommen. Auch die Kinderbetreuungseinrichtungen und die Schule werden vom Dörfle-Team mit gesundem Mittagessen versorgt.

Genossenschaft betreibt Laden und Gasthaus

„Wir sind mit dem gastronomischen Angebot von null auf hundert gestartet”, erklärt der Obmann der Konsumgenossenschaft Düns-Düserberg, Robert Gohm, nicht ohne Stolz. „Das war für uns völlig unbekanntes Terrain.” Ursprünglich war nämlich geplant, dass das Gasthaus verpachtet wird, während die Konsumgenossenschaft nur den Laden weiter betreiben wollte. Allerdings hätten dafür doppelt so viele Umkleiden, WC-Anlagen, Büro- und Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter eingeplant werden müssen. Auf dem begrenzten Platz wären diese behördlichen Vorschriften nur mit sehr großem Aufwand und Kompromissen umzusetzen gewesen. Die Verantwortlichen entschlossen sich deshalb zum Sprung ins kalte Wasser und versuchen nun, die Synergien etwa bei der Lagerhaltung oder beim Personaleinsatz bestmöglich zu nutzen. 

Im „Dörfle“ werden aktuell von Dienstag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 14 Uhr, am Mittwoch- und Freitagabend von 18 bis 23 Uhr und am Sonntag von 10.30 bis 17 Uhr bevorzugt regionale Speisen und Getränke serviert. Ginge es nach Robert Gohm und dem Bürgermeister, wären das Gasthaus und auch der Laden länger geöffnet. Doch im Moment fehlt dafür das Personal. Über Bewerbungen würde sich der Obmann der Konsumgenossenschaft deshalb freuen. „Wenn wir jemanden finden, bringen wir das auch einzuteilen“, zeigt sich Robert Gohm in Sachen Arbeitszeiten flexibel. Aktuell arbeiten zwei Vollzeit- und fünf Teilzeitkräfte im Gasthaus und im Laden. 

Nahversorgung sichern

Robert Gohm hatte sich schon länger im Vorstand der Konsumgenossenschaft engagiert, bevor er vor vier Jahren – ursprünglich interimistisch – das Amt des Obmanns übernahm. Ihm ist es ein persönliches Anliegen, dass die Nahversorgung im Ort gesichert ist. „Meine Mama mit ihren 93 Jahren geht jeden Tag im Laden einkaufen”, macht er darauf aufmerksam, dass Teile der Bevölkerung auf das Angebot angewiesen sind. „Und am Sonntag geht sie Kaffee trinken ins Dörfle.” Für ihn hat sich der Einsatz gelohnt, welchen er und die anderen ehrenamtlichen Helfer im Zuge des Neubaus leisten mussten. Vor allem der Umzug ins Ausweichquartier und dann ins neue Gebäude waren mit einigen Mühen verbunden. 

Ein Lift, der das Lager im Kellergeschoss mit den Verkaufsräumlichkeiten verbindet, sowie moderne Kühlanlagen sorgen nun aber für deutlich einfachere Abläufe. Die Verkaufsräume sind hell, einladend und auf dem neuesten Stand. Natürlich müssen der Laden und das Gasthaus wirtschaftlich geführt werden. Robert Gohm würde sich deshalb wünschen, dass noch mehr Dünser und Dünserberger ihren Wocheneinkauf im Ort erledigen. 

Regionale Spezialitäten im Angebot

Stolz auf den neuen Dorfladen: Genossenschaftsobmann Robert Gohm und Bgm. Gerold Mähr

„Bei uns sind die Bio-Spaghetti billiger als im Tal”, ist er sich sicher. „Und insgesamt macht der Preisunterschied höchstens ein bis zwei Prozent aus.” Dafür punktet der Dorf­laden mit einem besonders großen Sortiment an regionalen Lebensmitteln. So werden hochwertiges Fleisch und Wurstwaren beispielsweise vom Bio-Betrieb Sohm aus Dünserberg oder von der Satteinser Metzgerei Hosp geliefert, Landwirte aus Düns und Umgebung steuern saisonales Gemüse und andere Lebensmittel bei. 

Dank der langjährigen Kooperation mit der Handelskette Adeg ist der Dorfladen auf einer Fläche von hundert Quadratmetern zudem mit allem bestückt, was ein normaler Haushalt so benötigt. Das Team des Dorfladens geht aber auch gerne auf Extra-Wünsche ein. 

Die Dünser und Dünserberger Bevölkerung war außerdem erst kürzlich eingeladen, im Rahmen einer Befragung, die vom Verein Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung abgewickelt wurde, anonym Feedback zu geben und Wünsche zu deponieren. Die Ergebnisse werden am 31. August bei einem Bürgerstammtisch präsentiert und diskutiert. „Wir sind schon gespannt”, erklären der Bürgermeister und der Obmann der Konsumgenossenschaft. 

Sie wollen jedenfalls bei ihren Bemühungen nicht nachlassen, das Angebot im Dorfhus an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort anzupassen.

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