„Hier bin ich zuhause”, schoss es Ivete Pirker Irrala Dias durch den Kopf, als sie im November 2004 vom Flugzeug aus die schneebedeckten Vorarlberger Berge erblickte. Dabei befand sich die damals 29-Jährige zum ersten Mal außerhalb ihres Geburtslandes Brasilien und zudem auf trauriger Mission. Ihre Schwester Aloisia, die seit zwei Jahren in Österreich lebte, war an einem Tumor erkrankt, die Ärzte gaben ihr gerade einmal noch ein Jahr. Ivete Pirker Irrala Dias hatte kurzentschlossen ihren Job als Näherin gekündigt, als sie diese Nachricht erreichte, und sich auf den Weg zu der sechs Jahre Jüngeren gemacht. „Das war die schönste Zeit, die ich mit ihr hatte”, erinnert sie sich an nächtelange Gespräche und vertraute Stunden zu zweit, aber auch an den traurigen Abschied, als sich die Prognosen der Ärzte bewahrheiteten. Für die junge Frau stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass sie nicht in ihre Heimat zurückkehren würde. Dank deutscher Vorfahren war sie stolze Besitzerin eines europäischen Passes und konnte die Sprache recht gut verstehen. Ihr Mann Marcus war längst nachgekommen und sie im sechsten Monat schwanger. Heute lebt sie mit ihrer inzwischen fünfköpfigen Familie in Ludesch und managt den Reinigungsdienst im Montessori Zentrum Oberland. Sie genießt den Kontakt mit den Kindern, die dort tagtäglich ein und aus gehen. „Mir fehlt nichts hier”, strahlt sie, in der alten Heimat war sie zuletzt vor fünf Jahren. Trotzdem ist sie froh, dass sie per WhatsApp Kontakt halten kann. „Da erzählen wir uns oft mehr, als wenn ich dort bin”, freut sie sich, dass sie Verwandten und Freunden durch die neuen Möglichkeiten am Smartphone ins Gesicht blicken kann.