Mister Express

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„Arlberg-Express”- Chef Horst Fritz ist mit Nelson Piquet und Alan Prost Autorennen und mit Lady Diana Ski gefahren, er ist begeisterter Golfer und in der internationalen High Society gern gesehen. Das Leben des erfolgreichen Unternehmers, der am Arlberg und in Nüziders lebt, spielte sich aber nicht nur auf der Zuckerseite ab.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, Arlberg-Express

 

 

15 Jahre alt war Karl Fritz, als er im Winter 1938/39 erstmals betuchte Urlaubsgäste vom Bahnhof Langen mit dem Pferdeschlitten nach Lech brachte. Sein Sohn Horst macht heute im Prinzip das gleiche: Er führt die Gäste so bequem und luxuriös wie möglich zum winterlichen Skivergnügen in die weltbesten Hotels am Arlberg. 

Die Route beginnt heute allerdings meist  am Flughafen Zürich und statt eines Pferdeschlittens stehen Luxuslimousinen von Mercedes, Audi und ein Maybach bereit: Für größere Runden hat man beim Arlberg-Express auch Luxusbusse zur Verfügung –  mit eigener Bar und Zigarrenlounge ausgestattet.

Von der Pferdeschlittenpremiere bis zum heuer erstmals auch im Sommer angebotenen Linien-Busverkehr zwischen Zürich und dem Arlberg (mit fahrplanmäßigem Stopp in Bludenz) liegen allerdings 80 bewegte Jahre.

Für Karl Fritz war es mit den einträglichen Fahrten an den Arlberg schon nach einem Jahr vorbei. Der Zweite Weltkrieg brach aus und er wurde als Soldat eingezogen. Er kehrte mit einer schweren Verletzung heim. Beim Straßenbauamt fand der Kriegsversehrte eine Arbeitsstelle – er war für die Räumung der Straßen am Arlberg und im Klostertal eingeteilt. Ein beinharter Job, vor allem im Winter und mit den damaligen Geräten.

1951 beschaffte sich Karl Fritz seinen ersten Bus und legte mit „Fritz Reisen” den Grundstein für das später als „Arlberg-Express” firmierende Unternehmen. Damals ein mutiger Schritt, denn der Wintertourismus am Arlberg begann sich nach den Kriegsjahren erst mühsam zu entwickeln. Als im Jahr 1953 – nach zwei Töchtern – Sohn Horst zur Welt kam, wohnte die fünfköpfige Familie noch in sehr bescheidenen Verhältnissen – gewaschen hat man sich im Dorfbrunnen von Klösterle.

An die ersten Lebensjahre im Armenhaus kann sich Horst Fritz bis heute sehr gut erinnern. Sie haben ihn wohl auch nachhaltig geprägt. „Es war trotz aller Entbehrungen eine glückliche Zeit. Und mir war immer und ist bis heute bewusst, dass Geld allein nicht glücklich macht.”

Die Eltern arbeiteten hart und so konnte 1961 das eigene Haus bezogen werden. Auch der Wintertourismus am Arlberg entwickelte sich bald prächtig – und mit ihm das Busunternehmen der Familie Fritz.

Der Sohn absolvierte diverse Ausbilungen und hatte danach von den Eltern den „Freischein”, sich die Welt anzuschauen. Ein Autonarr war er schon immer und seit 1975 fuhr der talentierte Pilot für den Austrokanadier Walter Wolf: In der Formel 3 matchte er sich im Jahr 1978 mit Größen wie Alain Prost und Nelson Piquet. 

Horst Fritz kennt „Gott und die Welt”: Sein Trauzeuge ist Skilegende Franz Klammer.

In den Wintern war der Tausendsassa und Lebemann am Arlberg, lernte als Skilehrer und Partytiger „Gott und die Welt”  – und zum Beispiel auch Skilegende Franz Klammer kennen, mit dem ihn bis heute eine tiefe Freundschaft verbindet. Klammer ist übrigens auch Horst Fritz’ Trauzeuge.

In diesen „wilden Jahren” war Horst Fritz aber immer auch zur Stelle, wenn man ihn beim  „Arlberg-Express” brauchte. Mit den Managern der damaligen  Swissair fädelte der begnadete Kommunikator eine vereinfachte Abwicklung für Arlberggäste ein: Seit 1979 konnten Gäste aus den USA über die Swissair nicht nur den Flug nach Zürich, sondern direkt auch die Weiterfahrt an den Arlberg buchen – natürlich mit dem Arlberg-Express. „Das war ein Durchbruch”, erinnert sich Horst Fritz, dass damals die Beförderungszahlen in die Höhe schnellten. Damit hat er nicht nur für den Arlberg-Express, sondern für die ganze Tourismuswirtschaft am Arlberg Umsätze generiert. Ab 1987 führte Horst Fritz den „Arlberg-Express” als Alleingeschäftsführer. Bald entschied er sich, den Fuhrpark mit Luxuslimousinen aufzurüsten: Wer sich einen Urlaub in den besten Hotels am Arlberg leisten will, der legt auch Wert auf eine adäquate Autofahrt vom und zum Flughafen: Das war die Grundüberlegung, die sich als völlig richtig erwies. Die mit der Anschaffung der Autos verbundenen Investitionen für diesen „VIP-Service” erster Klasse rechneten sich bald. Und das Wintergeschäft entwickelte sich prächtig.

Um das Unternehmen allerdings ganzjährig führen zu können, war man immer auch auf Geschäfte abseits der 20 Wintersaisonswochen angewiesen. Hier hatte sich der „Arlberg-Express” schon früh um den Werksverkehr für die großen Firmen um Bludenz bemüht: Angestellte und Arbeiter aus dem Arlberggebiet und Klostertal wurden schon viele Jahre vom Arlberg-Express zu ihren Arbeitsplätzen bei Getzner, Suchard, Liebherr & Co gebracht. 

Der persönliche, freundschaftliche Kontakt zu seinen Mitarbeitern ist ihm wichtig. Die Lieblingsspeise des Jet-Setters: Wurstnudeln im Bürser „Dörflinger”.

Damit war im Jahr 1993 von heute auf morgen Schluss: Der Vorarlberger Verkehrsverbund wurde damals aufgebaut, die Linien wurden neu organisiert. Das Staatsunternehmen Post reklamierte den lukrativen Linienverkehr für sich und drängte den Arlberg-Express aus dem Geschäft. „Wir mussten nach der Wintersaison alle Mitarbeiter kündigen und ich war in dieser Zeit der einzige Fahrer”, erinnert sich Horst Fritz: Den Kurs um 5 Uhr in der Früh und jenen um 22 Uhr hatte man ihm „großzügigerweise” noch genehmigt. Für Horst Fritz war diese Vorgangsweise der Politik aber eine Kampfansage, der er sich mit Vehemenz, mit guten Argumenten, seinen ganzen Connections und letztlich erfolgreich stellte:

Als im Jahr 2005 verschiedene Buslinien zur Privatisierung ausgeschrieben wurden, war Horst Fritz zur Stelle. Seither bedient die Arlberg-Express-Linienverkehr GmbH (AXL) den Busverkehr von Stuben am Arlberg und dem Klostertal nach Bludenz – der Ganzjahresbetrieb der Firma war gerettet.

Heute bietet Horst Fritz mit seinen VIP-Limousinen, 20 Reisebussen und einem besonders schönen Oldtimer-Bus exklusive Reisen zu allen möglichen Zielen an. Die Anzahl der Beschäftigten ist – inklusive der im Jahr 2003 eröffneten Zweigstelle in Liechtenstein – im vollen Saisonbetrieb auf mittlerweile schon bis zu 80 Mitarbeiter angestiegen.

In den Arlberg-Express Limousinen und im „Skyliner” mit Bierbar und Zigarrenlounge werden die Fahrgäste nach Strich und Faden verwöhnt.

Mit einem fixen Fahrplan ist auch der Flughafen Zürich an den Arlberg angebunden: Bisher wurde die Flughafen-Linie nur in der Wintersaison bedient, seit heuer fährt der Arlberg-Express auch  zwischen April und Oktober einmal täglich nach Kloten und retour: Bei Zwischenhalten am Bahnhof Bludenz und in Hohenems können auch „Nicht-Arlbergurlauber” diesen Service nutzen – die stressfreie Busfahrt direkt zum Abflugterminal ist deutlich günstiger, als die umständliche Bahnfahrt oder gar die Anreise mit dem eigenen Auto. „Wenn das Angebot angenommen wird, dann kann es auch erweitert werden”, betont Horst Fritz – und ist guter Dinge, dass es so kommen wird.

Mit seinen Entscheidungen hat Horst Fritz ja schon öfter einen guten unternehmerischen Spürsinn bewiesen…

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