Organisationstalent im Höhenflug

Wenn am 10. Juli in Spielberg wieder die Motoren heulen, ist der 34-jährige Bürser Bernhard Säly nebenan statt nur dabei. Der Wucher-Mann ist Einsatzleiter beim eigens eingerichteten Hubschrauber-Landeplatz am Formel 1-Wochenende in der Steiermark. Und da geht es in der Luft fast ebenso rund wie auf der Rennstrecke.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, WUCHER HELICOPTER, SALIZZONI DESIGN

Wer schon einmal da war, kann das bestätigen: Der Formel 1 Grand Prix ist ein Megaspektakel, das die ganze Steiermark in Aufruhr versetzt und zehntausende Besucher anlockt. Die kommen nicht nur mit dem Zug (Empfehlung: Bahnhof Knittelfeld und Gratis-Shuttlebus direkt zum Ring) und Auto angereist. Einige Gäste fliegen von Wien, Graz oder direkt von einigen Nobelhotels per Hubschrauber zum Ort des Geschehens. 

Traditionell spielen dabei die Flugtaxis von Wucher Helicopter federführend mit: Seit vielen Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen Red Bull und Wucher Helicopter. Neben den Motorsportveranstaltungen in Spielberg werden auch die Red Bull Events X-Alps, Dolomitenmann sowie die Ski Weltcup-Rennen in Kitzbühel seitens Wucher unterstützt. Einige der Helikopter der Flying Bulls wurden bei Wucher Helicopter in Ludesch lackiert. Der Erstkontakt entstand vor vielen Jahren zwischen Wucher Holding-Geschäftsführer Gerhard Huber und Red-Bull-Mann Dietrich Mateschitz. In der Firmenzentrale in Ludesch hängt sogar der Red Bull-Bolide, mit dem einst Sebastian Vettel Weltmeister wurde und mit dem der regierende Weltmeister Max Verstappen 2016 für Furore sorgte: Er driftete den mit Schneeketten ausgerüsteten Boliden am berühmten Hahnenkamm in Kitzbühel für einige Showrunden herum. Fünf bis sechs Hubschrauber der Wucher-Flotte sind am GP-Wochenende im Großraum Steiermark bis Wien stationiert, um die Formel-1-Gäste auf direktem Weg zum Ring zu fliegen. Neben Wucher sind aber auch zahlreiche andere Unternehmen, Fernsehteams und Privatleute mit ihren Hubschraubern unterwegs.

Landungen im Fünf-Minuten-Takt

Für sie richtet die Firma Wucher seit vielen Jahren neben der Rennstrecke einen temporären Hubschrauber-Landeplatz ein. Bernhard Säly fungiert dort als Einsatzleiter. „Da geht es zeitweise schon rund, wenn Hubschrauber im Fünf-Minuten-Takt ankommen und abfliegen”, berichtet Säly. Aber mit all seiner Routine behält er auch im ärgsten Wirbel die notwendige Ruhe und Übersicht. Begonnen hat er seine berufliche Laufbahn mit der Lehre zum Industriekaufmann bei einem Walgauer Industrieunternehmen. Dort konnte er sich in zahlreichen Abteilungen einen Überblick verschaffen. Bereits seit seiner Lehrzeit ist er an stetiger Weiterbildung interessiert – so hat Säly neben der Unternehmerprüfung (inkl. Lehrlingsausbildner) auch Lehrgänge für Betriebswirtschaft und Personalmanagement erfolgreich absolviert. Nach seiner Lehrzeit wechselte er als Projektverantwortlicher in die Event­branche. „Bereits als Jugendlicher habe ich mit Freunden beim örtlichen Musikverein und Tennisclub gerne Veranstaltungen und Feste organisiert”, erklärt Säly, warum er diesen Wechsel vollzogen hat.

In seiner 10-jährigen Tätigkeit bei einem Vorarlberger Unternehmen, welches sich mit der Planung und Realisierung von Zeltlösungen und temporären Bauten befasst, durfte er seine organisatorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Großveranstaltungen wie das Beachvolleyballturnier am Wörthersee,

mehrere Ski- und Eishockeyweltmeisterschaften, die Filmfestspiele in Cannes oder große Weinfeste in ganz Italien wurden dabei beliefert. Solche Dienstleistungen hundertprozentig zu gewährleisten – nicht selten für mehrere Großveranstaltungen in verschiedenen Ländern gleichzeitig –, das ist keine leichte Übung.

Stressresistenz zehn Jahre lang geschult

 „Es war eine oft anstrengende, aber immer spannende Zeit”, blickt Bernhard Säly zurück. Zehn Jahre lang wurde so seine Stressresistenz geschult. Eines der herausforderndsten Projekte war sicherlich der jährliche Bau des VIP-Bereichs / Motorhome für die DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) in Spielberg. Dort schließt sich auch der Kreis mit Wucher Helicopter, zu dessen Team Bernhard Säly seit 2019 gehört. Die Entscheidung, für den Ludescher Helikopterbetreiber zu arbeiten, hat er noch keinen einzigen Tag bereut. Neben dem alljährlichen Formel-1 und Moto-GP (21.08.2022) Event ist nämlich auch der Arbeitsalltag während des Jahres immer abwechslungsreich. Zusammen mit seinen Kollegen der Einsatzleitung koordiniert er jeden Start, jeden Arbeitseinsatz und jede Landung der aktuell 14 Maschinen umfassenden Helikopter-Flotte. Damit verbunden ist zwar auch viel Bürokratie – weil für viele Einsätze rechtzeitig diverse Bewilligungen bei Behörden und (falls Landungen erforderlich sind) auch der Grundbesitzer einzuholen sind. Die Sicherstellung einer effizienten Einsatzplanung, die Klärung logistischer Voraussetzungen und ständige Meteorologie-Checks sind  dabei seine Hauptaufgaben.

Geschäftsführer Thomas Türtscher (Mitte) und die Mitglieder der Geschäftsleitung (v.l.): Bernhard Säly (Personal & Einsatzleitung), Veronika Jones (Controlling & Finanzen), Stefan Ganahl (Flugbetriebsleiter & Chefpilot), Roman Gitterle (CAMO / Maintenance Manager)

Aufs Engste arbeitet Bernhard Säly natürlich immer mit den Piloten zusammen, die letztlich entscheiden, ob und wann Einsätze überhaupt geflogen werden. „Sicherheit hat selbstverständlich immer höchste Priorität. Und wenn das Wetter nicht passt, dann gibt es auch keinen Flug”, stellt Säly klar.

Selbst den Hubschrauber-Pilotenschein zu machen, das ist für Bernhard Säly kein Thema. „Das ist unglaublich umfangreich”, erklärt der Einsatzleiter. Die Ausbildung dauert mehr als zwei Jahre und kostet gut 100.000 Dollar. Hat man die Pilotenprüfung bestanden, müssen – zum Beispiel bei minimal entlohnten Rundflügen in den USA – hunderte Flugstunden erworben werden, damit man überhaupt die Chance auf eine Anstellung (etwa bei Wucher) bekommt. Und dann folgen üblicherweise noch viele Monate oder Jahre als Flughelfer, ehe man tatsächlich als Pilot unterwegs ist. „Ich bewundere die Leute schon, die so viel tun, um ihren Traumberuf ausüben zu können”, zollt Säly den Piloten höchsten Respekt. 

Auch für ihn selbst trifft das letztlich zu. Schließlich hat er seit seiner Lehrzeit immer mehr getan, als einfach nur seine Pflicht zu erfüllen. Er hat sich weitergebildet, hat neue Aufgaben und Herausforderungen immer gerne angenommen. Nicht zuletzt deswegen wurde ihm Anfang dieses Jahres neben der Einsatzleitung auch die Leitung des Personalwesens übertragen. Und seit Mai ist Bernhard Säly sogar in die fünfköpfige Geschäftsleitung im Ludescher Vorzeigeunternehmen berufen worden.

„Es ist immer viel zu tun, aber ich habe jeden Tag das gute Gefühl, in einem tollen Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu leisten”, freut sich der zweifache Familienvater. Und so schaut ja wohl ein Traumberuf aus. Bernhard Säly hat ihn sich hart erarbeitet. Und ist dabei immer auf dem Boden geblieben.

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