Pisten-Cowboy auf Naturschnee

Der Winter steht vor der Tür, und auch im Walgau hoffen Liftbetreiber auf eine Saison mit viel Schnee: Die Skigebiete Bazora in Frastanz und der Skilift Tschardund in Nenzing haben dabei durchaus ihren Reiz. Eines der beliebtesten Skigebiete der Walgauer ist aber der Sonnenkopf. Betriebsleiter ist dort ein Walgauer.

FOTOS: KLOSTERTALER BERGBAHNEN AM SONNENKOPF, TM-HECHENBERGER

Bernd Weitgasser,
Betriebsleiter der Klostertaler Bergbahnen am Sonnenkopf

Seit 22 Jahren arbeitet Bernd Weitgasser beim Sonnenkopf, seit acht Jahren ist er dort Betriebsleiter. Dabei wollte der gelernte KfZ-Techniker aus Ludesch in der Wintersaison 96/97 nur ein paar Monate überbrücken, um sich dann den lange gehegten Wunsch nach einem Cowboy-Dasein auf einer US-amerikanischen Rinderranch erfüllen zu können. Der Job als „Liftler” bei der Sonnenkopfbahn stellte sich dann aber doch als wesentlich interessanter heraus als eigentlich vermutet. 

„Da steckt schon einiges dahinter”, erklärt der heute 44jährige Familienvater aus Ludesch: Ein „Liftler” muss mit Menschen umgehen können- auch wenn diese wegen Schlechtwetter oder sonstigem Unbill einmal schlecht gelaunt sind – und er muss auch technisch einiges verstehen, um im Notfall richtig reagieren zu können. Ein Grundverständnis für Elektrotechnik und Hydraulik ist dabei ein Muss. „Man ist als Allrounder gefragt, und die Vielfalt der Aufgaben mit täglich neuen Herausforderungen hat mich immer fasziniert”, so Weitgasser.

Während er im Sommer als Cowboy durch die nordamerikanische Prärie ritt, nutzte er die Wintersaisonen, um Geld zu verdienen und seine Kenntnisse in Sachen Liftbetrieb zu vertiefen. Ab dem Jahr 2000 war er ganzjährig bei den Klostertaler Bergbahnen angestellt und absolvierte auch gleich die ersten Betriebsleiter-Kurse. Seit 2010 fungiert er als Betriebsleiter und trägt zusammen mit drei Stellvertretern und einem eigenen Team für die Pistenpräparierung die Hauptverantwortung für den Betrieb der neun Seilbahn- und Liftanlagen: Insgesamt 45 Bedienstete sind dafür in den Wintersaisonen im Einsatz.

„Alle Aufgaben sind klar zugeteilt”; betont Weitgasser, dass jeder der Mitarbeiter genau weiß, was zu tun ist.

Verzicht auf Kunstschnee

Auf künstlichen Schnee kann am Sonnenkopf bis heute verzichtet werden. „Naturschnee erlaubt natürlich ein ganz anderes und viel feineres Skifahren”, schwärmt Weitgasser, der während der Saison natürlich selber täglich auf den Skiern steht: Oft auch schon sehr früh am Morgen und spätabends: Wenn er etwa unterwegs ist, um Lawinen mittels Sprengstoff gezielt und sicher auszulösen. 

„Sicherheit hat bei uns natürlich oberste Priorität”, betont Weitgasser: Sämtliche Liftanlagen werden täglich inspiziert und permanent gewartet. „Die Liftanlagen  sind in einer Wintersaison rund 130 Tage jeweils bis zu zehn Stunden täglich durchgehend in Betrieb”, verdeutlicht Weitgasser, wie sehr hier „Mensch und Maschine” gefordert sind.

Jeden Abend wird natürlich auch sichergestellt, dass kein Gast versehentlich noch in einer Gondel oder im Sessellift sitzt, bevor abgeschaltet wird. Und jede einzelne Piste wird eine halbe Stunde nach dem Abschalten der Lifte abgefahren, um beispielsweise verirrte oder gestürzte Wintersportler sicher ins Tal zu bringen.

Sicherheit im Vordergrund

Für besondere Stresssituationen sorgt ein paarmal jährlich das Wetter: Vor allem wenn starke Winde angesagt sind, gilt es genau abzuwägen, ob der Lift in Betrieb gehen kann. Die Entscheidung darüber trifft Weitgasser immer gemeinsam mit der Geschäftsführung. Und auch für die beiden Chefs am Sonnenkopf, Dietmar Tschohl und Dr. Walther Thöny, steht im Zweifelsfall die Sicherheit an oberster Stelle. „Natürlich tut das weh, wenn einmal nicht gefahren werden kann”, bestätigt Weitgasser: Die Einnahmenverluste sind dabei nicht das Schlimmste. Es geht es um die Gäste, die teilweise stundenlange Anfahrten in Kauf nehmen, um am Naturschnee-Sonnenkopf einen Wintertag zu genießen. 

„Wenn das Wetter noch schön ausschaut und der angesagte Sturm noch nicht da ist, können wir uns natürlich einiges anhören, wenn wir den Lift nicht in Betrieb nehmen”, berichtet Weitgasser. Seine Mitarbeiter sind auf solche Situationen aber vorbereitet und bewahren die Ruhe. „Man muss dann ja verstehen, dass diese Leute stinksauer sind. Dann darf man nicht alles, was im Zorn gesagt wird, auf die Goldwaage legen.”

Zum Glück sind die Sturmtage am Sonnenkopf aber sehr selten. Weitgasser hofft, dass dies so bleibt – obwohl er nach 22 Saisonen am Sonnenkopf weiß, dass der Klimawandel auch hier nicht spurlos vorübergeht. Für den Fall der Fälle gibt es natürlich entsprechende Pläne für eine punktuelle künstliche Beschneiung, um den Sonnenkopf auch bei zunehmenden Wetterkapriolen schneesicher zu halten. „Wir hoffen aber alle, dass dies noch lange nicht notwendig sein wird”, betont Weitgasser.

Heuer jedenfalls wird es ganz sicher keinen Kunstschnee geben. Für das Ski- und Snowboardvergnügen am Sonnenkopf ist – neben den Geschäftsführern, Bernd Weitgasser und ihren Mitarbeitern – ausschließlich Frau Holle zuständig. 

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