Wolfgang Sila – der Mann ohne Krawatte

„Es gibt schon Leute, die mich komisch anschauen. Aber es werden immer weniger”, stellt Wolfgang Sila freimütig fest. Ein schelmisches Grinsen kann er dabei nicht verbergen.
„Es gibt schon Leute, die mich komisch anschauen. Aber es werden immer weniger”, stellt Wolfgang Sila freimütig fest. Ein schelmisches Grinsen kann er dabei nicht verbergen.

Der Geschäftsführer der Brauerei Fohrenburg weiß ganz genau, dass seine äußere Erscheinung nicht „exakt” dem entspricht, was in der Welt der Manager und Chefs gemeiniglich erwartet wird. Aber das ist ihm herzlich wurscht.

„Ich habe mich nie verbogen.”

Begonnen hat die berufliche Laufbahn des Wolfgang Sila mit einer kaufmännischen Lehre beim Sparmarkt Fleisch in Götzis. Nach deren Abschluss, dem Dienst beim Bundesheer und drei Jahren als Leiter der Sparfiliale in Göfis übernahm er im Jahr 1994 als 27jähriger den Sparmarkt in Klaus.

„Ich war lange ein wilder Hund. Kein Fest wurde ausgelassen, und ich nahm mir auch eine Auszeit für eine Weltreise. Aber irgendwann wollte ich einen eigenen Betrieb führen, und das war meine Chance”, erinnert er sich. Die Verträge, die der ehrgeizige Jungunternehmer damals voller Optimismus und großer Hoffnungen unterschrieb, hätte er sich allerdings genauer anschauen müssen.

„Ich war ja eigentlich nur formal ein selbstständiger Kaufmann. Tatsächlich war ich an einen einzigen Lieferanten gebunden und hatte viel zu hohe Pflichtkosten für Pacht, Personal und andere Dinge”, analysiert er die damalige Situation rückblickend. Ein „Arbeitstier” war Sila seit Beginn seiner Selbstständigkeit – und noch heute steht er vor sechs Uhr auf, ist meistens als erster im Büro und geht nicht selten erst nach zwölf und mehr Arbeitsstunden nach Hause. „Lange zu arbeiten hat mir auch damals nichts ausgemacht, aber der Stundenlohn war zum Weinen”, erinnert sich Sila an seine erste Zeit als Selbstständiger.

Trotzdem blieben ihm die wichtigsten Eigenschaften, die eine Unternehmerpersönlichkeit auszeichnen: Optimismus und ein wacher Geist, der immer offen ist für Neues.

Die zündende Idee kam ihm – und bei der Erzählung kann er darüber herzlich lachen – „ausgerechnet” bei einem Fest.

Das richtete er anlässlich des Umbaus seines Privathauses für einen größeren Freundeskreis aus. Bier, Wein, Festbänke, Würste, Kühlschränke, Gläser, Teller, Grill und Zelt – bis er alle notwendigen Utensilien beieinander hatte, musste er „von Pontius zu Pilatus” rennen. Über diesen Aufwand ärgerte sich Wolfgang Sila. Und zwar beträchtlich.

Wenn ER sich schon so ärgerte, wo er doch einen ganzen Spar als „Vorratskammer” nutzen konnte, wie würde es da erst allen anderen gehen? So begann er 1996, mit 29 Jahren, für andere Menschen Feste zu organisieren: Alles aus einer Hand. Man musste nur beim Spar in Klaus vorbeischauen und konnte dort nach Belieben ordern.

Diesen Service schätzten die Kunden von Anfang an. Der Sonderumsatz, den Sila mit seinem Fest-Service vor allem an Wochenenden machte, stieg kontinuierlich an. Damit aber – gemäß dem Vertrag mit Spar – auch die Höhe der Pacht, die er für seinen Markt zahlen musste. Das konnte Sila nicht akzeptieren. Nachdem mehrere Verhandlungen mit dem Franchisegeber ergebnislos blieben, setzte er 1999 alles auf eine Karte und sagte Spar Adieu.

Er gründete seine Firma „s‘Fäscht” und konzentrierte sich voll auf den all-inclusive Party- und Festservice. Zuhause in seiner Garage begann er, die notwendigen Utensilien wie Bänke und Tische, Kühlschränke, Griller und vieles Weiteres zu stapeln, um sie an Wochenenden gegen eine geringe Gebühr zu verleihen. Die Feiernden ersparten sich so den Ankauf von Geräten und Inventar, das sie ja nur für das eine große Fest brauchten. Sie orderten so viel Bier, Wein und Speisen, wie sie wollten, und bezahlten nur, was sie tatsächlich brauchten. Und vor allem: Sie mussten dafür nicht zum Metzger, Brauer, Bäcker, Weinhändler und anderen Lieferanten, sondern erhielten alles von einem Geschäftspartner, der die notwendigen Dinge auch zuverlässig lieferte und nach dem Fest wieder mitnahm.

„s‘Fäscht” entwickelte sich prächtig. Die Garage wurde bald zu klein. Im Jahr 2000 wurde in Koblach ein neues Lager angemietet. Mit 250 Quadratmetern Fläche.

„Da dachte ich mir: Jetzt hast du endlich Platz.”

Das Serviceangebot wurde aber immer beliebter, und zunehmend lernten auch Vereine im ganzen Land „s‘Fäscht” zu schätzen: Große Musik-, Sport- und Feuerwehrfeste mit mehreren tausend Besuchern wurden von Wolfgang Sila gemanagt. Nach einer weiteren Vergrößerung in Altach wurde im Jahr 2006 schließlich das heutige Hauptquartier auf über 5000 Quadratmetern Grundfläche in Mäder errichtet.

Inzwischen hatte Sila auch dafür gesorgt, dass neben dem sehr auf die warme Jahreszeit konzentrierten Fest-Betrieb weitere Standbeine dazukamen und so einen Ganzjahresbetrieb möglich machten. Schließlich hatte er ja ein gutes Netzwerk an Lieferanten für alle erdenklichen Getränke.

Seit fast 30 Jahren ist Wolfgang Sila begeisterter Motorradfahrer.
Seit fast 30 Jahren ist Wolfgang Sila begeisterter Motorradfahrer.

Auch diese erweiterte Geschäftsidee traf auf fruchtbaren Boden: Vor allem in den Tourismusregionen am Arlberg und im Montafon machte sich Sila einen Namen als zuverlässiger Lieferant. „Wir waren auch an Wochenenden und mitten in der Nacht erreichbar, wenn eine Ware ausgegangen oder eine Zapfanlage ausgefallen ist”, betont Sila, dass er im Prinzip auch hier als Service-Dienstleister erfolgreich war. „Bier und Wein haben viele auf Lager, damit allein kannst du nicht punkten – zumal ich meine Märkte nie mit Billigstpreisen erschließen wollte.”

Das Prinzip, dass nämlich wirklich „der Kunde der König” ist, führte Wolfgang Sila letztlich auch auf den Chefposten der Brauerei Fohrenburg. Als überzeugter „Fohren-Trinker” war das Bier aus Bludenz schon immer seine erste Wahl, wenn Kunden für ihr Fest keine bestimmte Marke verlangten. Waren diese Kunden aber auf Mohren, Frastanzer, Egger oder auch auf ein Nicht-Vorarl­berger Bier fixiert, dann wurde selbstverständlich auch dieses besorgt. 2008 beteiligte sich Fohrenburger am „s‘Fäscht” – wohl auch in der Erwartung, dass der Fohren-Anteil bei den Festveranstaltungen steigen würde.

Sila beharrte aber auch danach im Interesse der Kunden auf Biervielfalt. Die Chefs bei Fohrenburger erhielten durch ihren Einstieg in die Sila GmbH aber tiefen Einblick in die Geschäftstätigkeit von Wolfgang Sila – und waren von dessen Fleiß und Ehrgeiz offenbar begeistert. 2012 ging ein selbstständiger Getränkehändler der Brauerei Fohrenburg im Tiroler Oberland in Pension. Man fragte bei Sila an und der ergriff einmal mehr die Gelegenheit. „s‘Fäscht” errichtete ein Lager in Schnann und übernahm sämtliche Gastronomie- und Handelskunden von Fohrenburger im Westen Tirols.

Auch dieses Geschäft jenseits des Arlbergs florierte bald bestens. Bald war „s‘Fäscht” mit einem Jahresumsatz von über neun Millionen Euro der weitaus größte Kunde von Fohrenburger. Bei einem privaten Treffen vor gut drei Jahren hatte Wolfgang Sila ein Gespäch mit Aufsichtsrat Mag. Jürgen Rauch, Sohn des Inhabers Franz Rauch. Bei einem gemütlichen Abendessen im „Törggele” in Röthis tauschte man sich unter anderem auch über die Brauerei aus.

Wie immer habe er „geredet wie mir der Schnabel gewachsen ist”, lässt Sila den Abend Revue passieren.

Dabei hat er durchaus auch kritische Worte gefunden. Und damit offenbar beeindruckt. Jedenfalls wurde er zwei Wochen später ins „Alte Gericht” in Sulz geladen, und dieses Mal war Franz Rauch persönlich dabei. Es ging um nicht weniger als die mögliche Position als Geschäftsführer der Brauerei Fohrenburg.

„Das war schon ein besonderes Gespräch”, erinnert sich Sila. Für ihn war Franz Rauch immer DER Vorarlberger Unternehmer schlechthin. „Was der erreicht hat, ist wirklich sagenhaft”, bemüht Sila den Fohrenburger Werbeslogan.

Zum Abschluss des „sehr netten und konstruktiven Gesprächs” kam dann „der Hammer” für den langhaarigen Selfmade-Unternehmer und begeisterten Harley-Fahrer: Unter welchen Bedingungen sich Sila vorstellen könne, Geschäftsführer der Brauerei Fohrenburg zu werden – darüber sollte er sich in den nächsten Tagen Gedanken machen…

Zuhause besprach er sich dazu mit seiner Frau Ingrid, mit der er seit zehn Jahren glücklich verheiratet ist – und die ihm immer eine entscheidende Stütze war.

Bald waren die geschäftlichen Eckpunkte für eine mögliche Geschäftsführerschaft notiert. Und dann wurden noch andere Bedingungen formuliert: „Dass ich nicht auf Veranstaltungen gehen muss, bei denen Krawattenzwang herrscht”, war eine dieser „Bedingungen”, die man – mehr zum Spaß – aufnotierte. Tatsächlich wurde das Positionspapier vollumfänglich für gut geheißen – auch das „Krawattenverbot” wurde akzeptiert.

Seit Februar 2014 ist Wolfgang Sila Geschäftsführer der Brauerei Fohrenburg GmbH & Co KG. Um die Erzeugung des Ger­stensaftes kümmert sich die Zehn-Mann Truppe um Braumeister DI Andreas Rosa, mit dem zusammen Sila die Brauerei GmbH führt.

Seine eigene Firma „s‘Fäscht” wurde vor einem Monat planmäßig mit dem Vertriebsteil von Fohrenburger fusioniert. Dort sind jetzt seine eigenen ehemaligen Mitarbeiter und jene bisherigen „Fohrenburger”, die nicht direkt in der Brauerei tätig waren, für die gesamte Logisitk und dafür verantwortlich, dass Fohrenburger Kunden immer bestens versorgt werden: Auch an Wochenenden und nachts.

„Mit dieser neuen Struktur sind wir für die Zukunft bestens aufgestellt”, ist Sila überzeugt.

Wir bedanken uns bei Wolfgang Sila für das ausführliche Gespräch.


Fotos: TM-Hechenberger, Privat

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