Der Alu-Mann

Nach Jahren des Booms bremsten seit 2022 steigende Zinsen, Probleme mit den internationalen Lieferketten, Kostensteigerungen, geopolitische Unsicherheiten und andere Faktoren die Bauindustrie gewaltig ein. Darunter leidet die ganze mit dem Bau verbundene Wirtschaft. Harte Zeiten sind damit auch für Hydro Nenzing angebrochen. In dieser schwierigen Phase übernahm zum Jahresbeginn Hubert Ronecker das Ruder.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PEAKMEDIA/DOMINIK ZWERGER

Sein ganzes Berufsleben verbrachte der neue Geschäftsführer der Hydro Nenzing, Hubert Ronecker, in der Alubranche. Angefangen hat der 1971 in Oppenau bei Offenburg in Baden Württemberg geborene Topmanager mit einer klassischen Lehrausbildung bei SAPA Aluminium Offenburg. 

Im Rahmen seiner Management-Ausbildung – er war seit dem Jahr 2000 Leiter des Vertriebs-Innendienstes bei Sapa und absolvierte unter anderem auch ein duales Betriebswirtschaftsstudium an der Berufsakademie Karlsruhe und später auch diverse Weiterbildungen an der Uni St. Gallen – kam er 2003 zu Hydro Nenzing. Seinen Wohnsitz verlegte er damals nach Thüringen, wo er mit seiner Frau Astrid und seinen zwei Söhnen noch heute lebt.

Bei Hydro Nenzing stieg er 2005 zum Regionalvertriebsleiter sowie 2012 zum „Sales Director“ auf und wurde Mitglied der Geschäftsführung. 

Seit mehr als 20 Jahren im Ländle sesshaft

Hydro-GF Hubert Ronecker

2019 kam der Ruf aus Offenburg, wo er 27 Jahre zuvor seine Lehre begonnen hatte. „Das war natürlich eine spezielle Herausforderung und eine spannende Geschichte“, erzählt Ronecker: „Der Lehrling kommt als Chef zurück!“ Mit der Berufung zum Geschäftsführer der Hydro Offenburg wurde der „inzwischen echte“ Thüringer aber auch zum Arbeitspendler: Mit dem Auto erfordern die rund 260 Kilometer Entfernung bei normalem Verkehr knapp 3,5 Stunden Fahrtzeit. So konnte er nur an Wochenenden heim zu Frau und Kindern in Thüringen. „Das war natürlich keine einfache Situation“, blickt der inzwischen 53-jährige Familienvater zurück.

Aber die Geschäftsführung in Offenburg war andererseits eine beruflich vielversprechende Tätigkeit. Das Offenburger Werk ist in etwa halb so groß wie jenes in Nenzing. Mit aktuell 240 Mitarbeitern (Nenzing 430) betreibt man dort zwei Strangpressli­ni­en (Nenzing: vier). Durch die geo­grafische Lage nahe der Grenzen zu Frankreich und der Schweiz ist das Offenburger Hydro-Werk seit jeher in diesen Märkten international unterwegs. Als absoluter Vertriebs-Profi fand Hubert Ronecker also ein weites Betätigungsfeld und bewährte sich mit seinen Manager-Qualitäten als Führungskraft.

Der Lehrling kommt als Chef zurück

Bei der Konzernmutter, der Norsk Hydro in Oslo (mit weltweit 35.000 Mitarbeitern in vierzig Ländern und auf allen Kontinenten) muss er jedenfalls einen hervorragenden Eindruck gemacht haben: Als sich Manfred Rotschne, der Hydro Nenzing sieben Jahre als Geschäftsführer geleitet hatte, zum Ende des Jahres 2024 andere berufliche Herausforderungen suchte, wurde Hubert Ronecker zu dessen Nachfolger bestimmt. Seit­her ist der Wahl-Thüringer nicht nur Chef in seinem ehema­ligen Lehrbetrieb in Offenburg, sondern auch im Werk Nenzing, in dem er ja schon von 2003 bis 2019 gearbeitet hatte. „Ich bin seither wieder mehr im Ländle“, freut sich Ronecker: Drei Viertel seiner Zeit ist er in Nenzing, ein Viertel in Offenburg. „Das geht deswegen ganz gut, weil ich in beiden Betrieben hervorragende Mitarbeiter in der Geschäftsleitung habe“, erklärt der Hydro-Chef.

„Gut qualifizierte und engagierte Mitarbeiter sind generell die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften“, gibt er Einblick in seine Führungs-Philosophie. „Maschinen kann man jederzeit kaufen und, wenn man sie einschaltet, dann tun sie, wofür sie gebaut sind“, holt er aus. Am Ende seien aber die Mitarbeiter das Einzige, was im Wettbewerb mit der Konkurrenz den Unterschied macht. Die VorarlbergerInnen zeichnen sich dabei nach seiner Beobachtung durch prinzipiell positives und nach vorne gerichtetes Denken aus. „Wie kann man etwas besser machen?“ – diese Frage stellen sich seine Leute in Nenzing jeden Tag – und das sei eine „unschätzbare Qualität, die den Standort im Ländle auch innerhalb des Konzerns besonders auszeichnet.“

Großes Lob für „Vorarlberger Mentalität“

Das „Vorarlberger Vorwärtsdenken“ habe auch in der vergangenen, schwierigen Phase geholfen. Die massiven Einbußen der internationalen Bauindustrie führten naturgemäß zu erheblichen Auftrags-Rückgängen bei Hydro. „Die Bauindustrie ist der wichtigste Abnehmer unserer Aluprofile etwa für Fassaden, Fenster und Türen“, verdeutlicht Ronecker. Mit dem Geschäftsrückgang verbunden war ein schmerzhafter Abbau von Personal um rund zwölf Prozent von knapp 500 auf aktuell 430. Man habe  dabei natürlich mit entsprechenden Sozialplänen bestmöglich versucht, Härtefälle zu vermeiden. „Aber jeder einzelne Mitarbeiter, den du kündigen musst, reißt ein Loch auf, das macht auch mit den anderen Mitarbeitern etwas“, erklärt Ronecker: „Wir haben alle sehr gelitten!“ 

Für ihn als Geschäftsführer stehe – gerade auch in schwierigen Zeiten – die offene und ehrliche Kommunikation mit allen Mitarbeitenden an vorderster Stelle. Das gegenseitige Vertrauen, dass alle ihr Bestes geben, sei entscheidend für den Gesamterfolg. 

Ehrliche Antworten – gerade in der Krise

„Der Abbau von Mitarbeitern in den letzten zwei Jahren war nicht nur für alle schmerzlich, sondern führte ja auch dazu, dass jetzt die eingehenden Aufträge von weniger Mitarbeitern, aber genauso schnell und zuverlässig erledigt werden müssen“, zeigt Ronecker auf. Dass dies – mit besonderem Engagement samt notwendiger Überstunden und Wochenend-Dienste – funktioniert, dafür spricht Ronecker allen Mitarbeitenden ein riesiges Lob aus. 

„Das ist nicht selbstverständlich“, betont er und bestätigt, dass sich damit die wirtschaftliche Situation bei Hydro Nenzing stabilisiert habe. „Momentan ist alles OK“, stellt er fest. Und auch wenn er keine Versprechungen für eine positive Konjunkturentwicklung abgeben will und kann, so stellt er klar: „Den derzeitigen Personalstand wollen wir jedenfalls halten. Und dafür brauchen wir auch in dieser Phase neue Mitarbeiter und talentierte Lehrlinge!“

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