Wenn man auf 850 Metern Meereshöhe Obst anbaut, muss man schon eine besondere Liebe dazu haben. Christoph Mähr hat diese Leidenschaft. Der Hagel, die Abhängigkeit vom Handel und billige Nahrungsmittel-Importe setzen dem Dünser Landwirt aber ordentlich zu. Er hofft inständig darauf, dass die Konsumenten wieder vermehrt auf heimische Produkte setzen.
Den Bovelhof gibt es schon seit mehr als 50 Jahren an diesem Standort. Neben den dreißig Milchkühen sind die rund 600 Apfel-, Birnen-, Zwetschken- und Kirschenbäume der ganze Stolz von Christoph und Christine Mähr. Jedes Jahr setzen die beiden 30 bis 40 neue Hoch- und Niederstammbäume. Die Früchte werden als Tafelobst verkauft, zu Saft gepresst, zu Most oder Essig vergoren oder zu Hochprozentigem verarbeitet. Für seinen Most und seine Edelbrände wurde Christoph Mähr schon mehrfach ausgezeichnet. Außerdem pflegt der Landwirt mit seiner Familie arbeitsintensive Flachmoore und steile Magerwiesen und verkauft Holz, das er auf Wunsch beim „richtigen Mond” schlägert. Insgesamt werden gut 30 Hektar Grund bewirtschaftet – und trotzdem schaut Christoph Mähr bedrückt in die Zukunft. Seinem Sohn, der am Hof nach Kräften mithilft, kann er nämlich keinen Lohn zahlen, der muss anderswo seinen Lebensunterhalt verdienen. In den letzten Jahren ist es immer schwieriger geworden, von der Landwirtschaft zu leben.
Hagel vernichtete die Obsternte
Heuer hat zudem der Hagel in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli fast die gesamte Obst-Ernte vernichtet. „Die Kirschen waren gerade reif. Ich wollte sie am Montag ernten.” Doch anstatt der erwarteten mehreren hundert Kilo Kirschen blieben ihm nur einige Kisten. „Noch so ein Jahr, dann müssen die Bäume weg.” Nur gut, dass ihn so ein Hagel im Durchschnitt nur alle zehn Jahre einmal heimsucht. Dies hat ihn die Erfahrung gelehrt.
Heuer hat Christoph Mähr in erster Linie Obst gepresst, das ihm die Gartenbesitzer der Region vorbeibrachten. Sie nahmen den Saft in 5 Liter-Gebinden mit, fertig abgepackt und mit dem Plattenpasteur auf 78 Grad erhitzt, damit er länger hält. „Die Leute staunen oft, wieviel Apfelsaft so ein paar Kisten ausgeben”, freut sich der Bovelhof-Chef mit den Kunden über die gesunde Ausbeute.
Spinnweben statt Schweine im Stall
Einige Jahre lang lebten auch Schweine am Bovelhof. Christoph Mähr belieferte eine Handelskette mit Schweinefleisch aus der Region. Dafür hat er in einen modernen Stall investiert, in dem sich heute die Spinnweben ausbreiten. Wegen zu geringer Nachfrage stieg der Handelspartner nämlich aus der Vereinbarung aus. Wenn es irgendwie möglich ist, setzt Christoph Mähr deshalb auf Direktvermarktung. Mit seinen Säften, Most, Edelbränden und Essig. Anregungen von seinen Kunden nimmt er immer gerne an. Einen eigenen Laden will er aber nicht einrichten. Dazu ist der Bovelhof zu abgelegen.
Heumilch für die Sennerei Schnifis
Die Milch seiner Kühe liefert Christoph Mähr an die Sennerei Schnifis. Er ist dort Genossenschafter und stolz darauf, dass die Gemeinschaft vor 30 Jahren der Versuchung widerstanden hat, mit anderen Sennereien zu fusionieren. „Uns wurden damals 100.000 Schilling angeboten”, erinnert sich Christoph Mähr. Heute hat der Schnifner Käse unter Feinschmeckern einen hervorragenden Ruf, wurde er doch auch mehrfach ausgezeichnet.
Konsumenten haben es in der Hand
Christoph Mähr bekommt von der Sennerei für den Liter Heumilch 45 Cent. Das ist deutlich mehr als die in der EU sonst üblichen 27 Cent.
Kostendeckende Preise sind seiner Meinung nach die einzige Rettung für die Landwirtschaft in der Region. „Es macht mir nichts aus, dass ich lange Arbeitstage habe, aber ich möchte zumindest mit meiner Familie davon leben können,” appelliert er an die Konsumenten, wieder vermehrt in der Region einzukaufen. „Ihr habt es in der Hand, ob die Metzgereien, Bäckereien und landwirtschaftlichen Betriebe im Ort bestehen bleiben.”
„Wir stellen uns auf Wünsche ein.”
Christoph Mähr würde sich wünschen, dass zentral im Walgau ein Hofladen eingerichtet wird, in dem es alles zu kaufen gibt, was in der Region produziert wird – mit Vollsortiment und ganz normalen Öffnungszeiten. Er ist überzeugt davon, dass die heimischen Erzeuger alles liefern können, was der Mensch so zum Leben braucht. Allerdings würde er sich wünschen, dass eine solche Initiative von Konsumenten getragen wird. Sie sind es schließlich, die dort einkaufen und damit den Fortbestand des Ladens sichern. „Es macht keinen Sinn, wenn wir uns da Gedanken machen und keiner kauft dann, was wir produzieren.” Der Dünser Landwirt möchte, dass die Konsumenten und auch die Gastronomen der Region ihre Wünsche kundtun. „Ihr wollt Kraut, Fleisch einer speziellen Rasse oder Saft in speziellen Gebinden – wir stellen uns darauf ein”, ist Christoph Mähr durchaus gewillt, das Seine beizutragen. Denn „wenn jemand da ist, der die heimischen Produkte schätzt, dann macht das Arbeiten Spaß.”