Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen in Blumenegg

Die Ausstellung „Blumenegg im 1. Weltkrieg” stieß 2016 auf großes Interesse. Im Buch konnten nun weitere Aspekte detaillierter behandelt werden. Die Auflage beträgt 500 Stück. Das Buch wird ab 13. April um zirka zwanzig Euro in den Gemeindeämtern von Bludesch, Ludesch, Thüringen und Thüringerberg erhältlich sein.

Im Juli 2016 informierte eine Ausstellung in Ludesch ausführlich über die Auswirkungen des 1. Weltkriegs auf die Menschen direkt vor Ort in den Blumenegg-Gemeinden. Im April wird nun ein Buch präsentiert, welches sich diesem Thema noch ausführlicher widmet. 

FOTOS: GEMEINDEARCHIVE BLUDESCH, LUDESCH, THÜRINGEN UND THÜRINGERBERG, TM-HECHENBERGER

 

Mag. Simone Drechsel aus Altach hat in Wien Geschichte studiert und arbeitet unter anderem für das Landesarchiv und das Bregenzerwald Archiv.

Wir hatten so viel Material, dass es den Rahmen der Ausstellung einfach gesprengt hat”, erklärt Historikerin Simone Drechsel, welche schon die Ausstellung 2016 hauptverantwortlich gestaltete. Damit wirklich alle Kriegsteilnehmer berücksichtigt werden können und die Zustände an der „Heimatfront” ausführlicher geschildert werden können, wollten Geschichtsinteressierte aus Bludesch, Ludesch, Thüringen und Thüringerberg von Anfang an auch ein Buch publizieren. Dank großzügiger Sponsoren und der Unterstützung durch die Blumen­egg-Gemeinden hat dies nun geklappt. 

Simone Drechsel hat für das rund 270 Seiten starke Buch selbst einige Aspekte wie etwa die Bedeutung der Feldpost, die Rolle der Frauen oder den Weg in die italienische Kriegsgefangenschaft intensiv recherchiert und aufgearbeitet. Außerdem konnte sie andere Autoren für Beiträge zu einzelnen Themen gewinnen. 

So schildert der Ludescher Gemeindearchivar Wilfried Ammann die Lebensumstände in den Blumenegg-Gemeinden vor hundert Jahren, welche Historiker Dr. Meinrad Pichler in seinem Beitrag in einen größeren Zusammenhang stellt. Der in Nenzing aufgewachsene Leiter des Kaiserjägermuseums in Innsbruck, Ing. Josef Amann, geht auf die Entwicklung der Vorarlberger und Tiroler Truppenkörper bis 1914 ein. Elmar Mäser, ehemaliger Schulleiter von Thüringerberg, beschäftigte sich mit dem Thema „Kindheit und Schule vor 100 Jahren”, während der Nenzinger Gemeindearchivar, Thomas Gamon, die Rolle der Kirche beleuchtet.

Umfangreiches Gemeinschaftswerk

Kurt Weitgasser aus Ludesch beschäftigte sich in Zusammenarbeit mit Historikerin Mag. Barbara Motter mit den ersten Industriebetrieben in der Region, dem Zement- und Kalkwerk in Ludesch sowie der Textilfabrik Ing. Rudolf Kastner in Thüringen.

Weil für den Bau der Raggalerstraße vor allem Kriegsgefangene eingesetzt wurden, hat DI Johann Siemayr die Entstehung dieser Verbindung ins Große Walsertal recherchiert. Gerda Berle setzte sich mit den Erfahrungen einzelner Thüringer auseinander, und Edith Konzett nahm das Schicksal von fünf Bludeschern unter die Lupe. Grete Scherl-Neyer schildert die Erinnerungen, die ihr der Großvater, Ernst Hartmann, hinterlassen hat. Abraham und Willi Hartmann zeichnen das Leben ihres Vaters Abraham Hartmann nach, der nicht nur Kriegsteilnehmer, sondern außerdem Seemann, Schleusenbauer, Farmarbeiter, Metzgergeselle und Landwirt war. Helmut Kaufmann hat Kriegserzählungen aus Thüringerberg aufgearbeitet. Mit den „Nachwehen” des Krieges beschäftigte sich unter anderem Dr. Alois Sutter aus Nenzing, wenn er von der „Spanischen Grippe” berichtet, die in Österreich rund 18.500 Tote forderte. Weltweit starben zirka 50 Millionen Menschen an dieser Epidemie. 

Marianne Pfefferkorn, Manfred Sutter, Johannes Wucher, Franz Bitsche, Miriam Paterno und Helmut Kaufmann haben zudem dafür gesorgt, dass in dem umfangreichen Gemeinschaftswerk wirklich alle Kriegsteilnehmer aus dem Blumen­egg aufgelistet sind. „Auch wenn es nach hundert Jahren schon fast zu spät ist, konnten wir doch viele wichtige Unterlagen vor dem Müllcontainer retten”, freut sich Projektleiterin Simone Drechsel. 

Das erste Schulhaus in Ludesch wurde 1826 errichtet.
Es bot Platz für zwei Klassen mit jeweils 45 bis 55 Schülern. Es waren aber auch Räume für die Dorfarmen, eine Gemeindestube und andere Räumlichkeiten untergebracht.

LESEPROBE: Unterrichtet wurde im Frontalunterricht und zwar in „militärischem Kommandoton”. Die Schüler fürchteten sich daher vor dem Lehrer sehr.  […] Die Kinder durften sich im Unterricht kaum rühren. „Fehler” in jeder Hinsicht, wurden nicht geduldet. Strafen gab es in Form von „Ohrfeigen” (Watschen) oder gar mit der Rute. Daneben waren als Strafe ganze Seiten aus dem Lesebuch, aus dem „Katechismus”, einem Religionsbuch, abzuschreiben oder ein Wort war fünfzig- bis einhundertmal zu schreiben. Bisweilen sperrte man Kinder auch in den „Karzer”. […]  So wurden die Schülerinnen und Schüler „gefügig” gemacht.

Auszug aus dem Kapitel „Schule und Kindheit vor hundert Jahren” von Elmar Mäser

Buchpräsentation am 13. April in der Villa Falkenhorst in Thüringen um 18.00 Uhr mit Festvortrag von Dr. Meinrad Pichler und Ausstellung über die Feldpost des Philatelieclubs Montfort.

WEITERE TERMINE FÜR LESUNGEN:

30. April, 19.00 Uhr im Kellertheater Lampenfieber in Bludesch

11. Mai, 18.00 Uhr im Sunnasaal in Thüringerberg

29. Mai, 18.00 Uhr im Gemeindezentrum Ludesch

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