Man wird ganz schnell bescheiden

Die Mission von 15 Lehrlingen der Firma Hilti: Innerhalb einer Woche möchten sie drei Häuser bauen - und verschenken.
Die Mission von 15 Lehrlingen der Firma Hilti: Innerhalb einer Woche möchten sie drei Häuser bauen - und verschenken.

Thüringen. Sonntag,1. Mai, 4 Uhr in der Früh. Tag der Arbeit.

15 Lehrlinge der Firma Hilti und sechs Begleiter machen sich in drei Kleinbussen auf den Weg.

Ihre Mission: Innerhalb einer Woche möchten sie drei Häuser bauen – und verschenken.

14 Stunden dauert die Fahrt in das knapp 1000 Kilometer entfernte Srebrenica-Tal in Bosnien-Herzegowina. Es ist die Fahrt in eine andere Welt. Vor 21 Jahren, im  Juli 1995  wurden hier 8.000 bosnische Muslime, Buben und Männer im Alter von 13 bis 78 Jahren von der bosnisch-serbischen Armee ermordet. Das größte Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Die ganze Region leidet noch heute massiv unter den Folgen dieses Massakers und des insgesamt mehr als drei Jahre andauernden Bosnienkrieges (April 1992 bis Dezember 1995).

Unzählige Ruinen, verstümmelte und traumatisierte Frauen und Männer sehen auch die HILTI-Lehrlinge entlang der Straßen nach Srebrenica.

„Man wird sehr schnell demütig in dieser Gegend“, erklärt Daniel Bitschnau. Der Leiter der Berufsausbildung kennt sie schon gut. Seit drei Jahren führt er jeweils den dritten Jahrgang der Auszubildenden hierher.

In Kooperation mit der Salzburger Organisation „Bauern helfen Bauern“ haben seine Lehrlinge insgesamt schon acht Häuser errichtet. Es sind im Vergleich zu unseren Standards natürlich bescheidene Häuschen aus Holz mit gut 60 Quadratmetern Wohnfläche.

Daniel Bitschnau, Leiter der Berufsausbildung
Daniel Bitschnau, Leiter der Berufsausbildung

„Die Freude der Beschenkten ist trotzdem unermesslich“, beschreibt Bitschnau. Diese Freude und die Gewissheit, mit dem Hausbau etwas Wichtiges zu tun, ist auch für die beteiligten Jung-Hiltianer ein gewaltiger Motivationsschub. „Beim heurigen Einsatz hat es fast durchgehend geregnet, aber die Lehrlinge haben trotzdem ohne jeden Jammer mit vollen Einsatz gearbeitet“, ist Bitschnau stolz.

Die Kosten für das Baumaterial, das von Firmen aus der Umgebung geliefert wird, betragen rund 10.000 Euro. Dieses Geld wird großteils von der Hilti-Foundation bereitgestellt, die jedes Jahr mehrere Millionen Schweizerfranken für Hilfsprojekte auf der ganzen Welt ausgibt. Auch die Lehrlinge selbst tragen durch verschiedene Benefizveranstaltungen zum Gelingen der Hilfsaktion bei. Von dem Hilfseinsatz profitieren nicht nur die neuen Hausbesitzer, für die das jeweils der Start in ein neues Leben bedeutet. Den Lehrlingen, die im Rahmen des Hilfseinsatzes auch über die jüngere Geschichte des Landes informiert werden, gehen „die Augen auf“. Nach der Einsatzwoche und 14 Stunden Rückfahrt ist man froh, wieder zuhause zu sein: In einem Land, in dem seit über 60 Jahren Frieden herrscht und „es uns allen insgesamt sehr gut geht“.


Fotos: Hilti

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