Vorbildlich

Als eine der ersten Gemeinden Österreichs hat sich Frastanz im Vorjahr zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 verpflichtet. Alle Gemeindebauten und der gesamte Fuhrpark sollen (spätestens) bis dahin CO2-neutral mit Energie versorgt sein. Einen starken Rückhalt auf dem Weg zu diesem Ziel bieten die E-Werke Frastanz.

FOTOS: E-WERKE

Die Marktgemeinde Frastanz kann man als Vorreiter in Sachen Umweltschutz bezeichnen. Schon im Jahr 2000 wurde sie Klimabündnisgemeinde, 2003 e5-Gemeinde mit inzwischen vier von fünf möglichen „Umwelt-e”. Frastanz ist der Ökostrombörse beigetreten (2010) und baut Gebäude dem eigenen Energieleitbild entsprechend seit 2010 ökologisch optimiert: Der im Vorjahr verliehene Staatspreis für das Bildungszentrum in Frastanz-Hofen ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen.

 

 

Gerlinde Wiederin
Gemeinderätin,
Ausschuss Lebensraum

Mit der Verpflichtung zur Klimaneutralität geht die Marktgemeinde jetzt noch einen Schritt weiter. „Wir stehen künftigen Generationen in der Verantwortung. Dazu müssen wir nicht nur ‚denen da oben Druck machen`, vielmehr im persönlichen Bereich und gerade auch auf kommunaler Ebene alles dafür tun, um die weltweite Klimaerwärmung einzubremsen”, begründete Gemeinderätin Gerlinde Wiederin in der Gemeindevertretungssitzung vom 23. September 2021 den Antrag des Lebensraum-Ausschusses, dem sie vorsteht. Er wurde einstimmig angenommen.

Schon bisher sind die Frastanzer auf vielen Ebenen umweltfreundlich unterwegs. Seit Jahren etwa beteiligen sich die Volks- und Mittelschüler an der Aktion „Grüne Meilen”, im Rahmen derer die Schüler ermuntert werden, den Weg zur Volks- oder Mittelschule nicht im Auto von Mama oder Papa, sondern umweltfreundlich zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Bus oder auch auf Inlineskates zurückzulegen. Seit es den landesweiten „Fahr Rad Wettbewerb” (jetzt „Radius”) gibt, gehören Frastanzer zu den eifrigsten Teilnehmern. Regelmäßige Baumpflanzaktionen der Mittelschüler und die freiwillige Hilfe bei der händischen Bewirtschaftung artenreicher Magerwiesen (Aktion Heugabel) sind in Frastanz schon lange etabliert.

Die Gemeinde steht voll hinter den vielen Aktivitäten, die vielfach von engagierten Einzelpersonen ins Leben gerufen worden sind. „Wir ziehen da an einem Strang”, betont Bürgermeister Walter Gohm, für den es immer eine Freude ist, wenn er die „Grüne-Meilen-Sammler” mit einem Gemeinde-Beitrag für die Klassenkasse belohnen oder sich bei den „Heugablern” und den zahlreichen Teilnehmern bei der jährlichen Flurreinigung mit einer Jause bedanken  kann.

Die Gemeinde selbst ist ebenfalls auf vielen Ebenen aktiv: Für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs – etwa durch einen neuen Taktverkehr für die Letze im Vorjahr – wird einiges an Mitteln bereitgestellt. Gohm selbst war 2021 mit Initiativen zur Temporeduktion an der Landesstraße und zur Umweg sparenden Lenkung des Schwerverkehrs erfolgreich. Für die Klimaneutralität werden weitere Maßnahmen und Initiativen folgen. Der Ausschuss Lebensraum arbeitet bereits an einem konkreten Stufenplan für die Umsetzung des ehrgeizigen Zieles. 

Dass man das Ziel erreichen kann, davon ist auch Mag. Rainer Hartmann überzeugt. Er ist Geschäftsführer der E-Werke Frastanz, welche die Marktgemeinde seit mehr als hundert Jahren mit umweltfreundlichem Strom aus Wasserkraft versorgen und die bei der Umsetzung der Klimaneutralitäts-Ziele eine gewichtige Rolle spielen werden.

 

 

Mag. Rainer Hartmann
Geschäftsführer
E-Werke Frastanz

Umweltschutz seit 112 Jahren

Umweltschutz war bei der Gründung der E-Werke im Jahr 1906 natürlich kein wirklich vorrangiges Ziel der Frastanzer Energiepioniere: Man wollte schlichtweg einen eigenständigen Zugang zu dieser wunderbaren Energieform Strom, die das damalige Leben in unzähligen Bereichen erleichterte und auch der Wirtschaft neue Chancen eröffnete.

Es war wohl ein ganz besonderes Ereignis für die Frastanzer, als kurz vor Weihnachten im Jahre 1910 erstmals „Stromlicht” die bis auf den letzten Platz gefüllte Pfarrkirche erleuchtete: Und man wird viel gestaunt und gerätselt haben über diese wundersame  neue Lichtquelle – als eine Errungenschaft für den Umweltschutz wurde sie damals wahrscheinlich nicht wahrgenommen.

Erst in den letzten Jahrzehnten und mit den Diskussionen über Atomkraft und Klimawandel wurde klar: Aus der heimischen Wasserkraft (weitgehend) gefahrlos und emissionsfrei Energie gewinnen zu können, ist eine gute Sache. Die Eigentümer der E-Werke – dies sind rund 50 Gesellschafter aus Frastanz, beziehungsweise mit Frastanzer Wurzeln – haben sich in den letzten Jahren aber auch immer für große Investitionen im Interesse des Klimaschutzes ausgesprochen. So errichteten die E-Werke im Jahr 2009 mit einem beträchtlichen Aufwand von 3,1 Millionen Euro ein Biomasse-Heizwerk und sorgen seither auch für einen reibungslosen Betrieb desselben. Seit dem Start vor mehr als zwölf Jahren profitieren alle Beteiligten davon: Die Wärmebezieher durch einen günstigen Tarif, der vier Jahre lang nicht erhöht wurde. Die E-Werke von einer (wenn auch bescheidenen) Rendite und alle Frastanzer durch bessere Luft: Derzeit sind über 70 Gebäude an das 4,3 Kilometer lange Leistungsnetz im Ortszentrum angebunden: Aktuell ersparen sich die Errichter und damit indirekt die späteren Bewohner der neuen Wohnanlage in der Hauptmann-Frick-Straße durch den Anschluss an das Wärmenetz beträchtliche Investitionskosten für eine eigene Heizanlage.

Biomasse statt 500 Tonnen Heizöl

Die Wärmeenergie wird klimaneutral aus der Verbrennung von Hackschnitzeln gewonnen. Die Hackschnitzel stammen aus dem Schad- und Restholz der nahegelegenen (und Transportkilometer schonenden) Wälder der Forstbetriebsgemeinschaft Montfort und der Agrargemeinschaft Nenzing. Für die Versorgungssicherheit und um den Spitzenbedarf abzudecken, ist zusätzlich eine Biogas-Heizanlage installiert. 

Um die erforderliche Wärme erzeugen zu können, müssten ohne das Biomasse-Heizwerk jedes Jahr rund 535.000 Liter Heizöl verfeuert werden, wobei rund 1.500 Tonnen CO2 in die Luft geblasen würden. Die Abluft des zentralen Heizwerkes ist dagegen mit modernsten Filteranlagen ausgerüstet und im Vergleich dazu richtig sauber.

Um das Ziel „Klimaneutralität” zu erreichen, wäre noch mehr Wärme aus Biomasse wichtig. Dazu gibt es bei den E-Werken auch schon entsprechende Ideen. „Das bestehende Biomassewerk ist bereits sehr gut ausgelastet und jede Erweiterung des Leitungsnetzes mit Wärmeverlusten verbunden”, erklärt dazu Rainer Hartmann. Im Zuge des neuen Bildungszentrums in Fellengatter, dessen Bau im Jahr 2024 begonnen werden soll, könnte dagegen ein zweites Biomassewerk Sinn machen. „Die Parzelle ist ein stark wachsender Ortsteil und ein solches Werk könnte Potenzial haben”, glaubt der E-Werke-Chef. Wenn die Marktgemeinde das prinzipielle OK gibt, werde man eine entsprechende Projektstudie erarbeiten.

Mit dem bereits begonnenen und in dem weiter forcierten Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität und der aktiven Werbung für die Errichtung von weiteren Photovoltaik-Anlagen werden sich die E-Werke in jedem Fall einbringen, damit Frastanz das von der Gemeindevertretung formulierte Ziel der Klimaneutralität erreichen kann.

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