Christine Regez hatte immer schon einen besonderen Draht zum lieben Gott. Ihr Glaube ist zudem der Ursprung für ein besonderes Hobby: Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet sie an einer handschriftlichen Abschrift der Bibel.
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„Das Schreiben ist wie eine Lupe“, schwärmt die gebürtige Französin aus dem Elsass, die seit 1980 mit ihrer Familie in Österreich, davon nun schon einige Jahre in Thüringen, lebt. „Ich sehe viel genauer, was in der Bibel steht, viel intensiver, als wenn man die Worte nur oberflächlich liest oder im Gottesdienst zuhört.“ Und sie ist sich sicher, dass sie dadurch schon viele neue, spannende Einsichten gewonnen hat.
Christine Regez gehört der Evangelikalen Freikirche an. Mit ihrem Mann Rudi – einem studierten Theologen, den sie während des Studiums in Basel kennenlernte – arbeitete sie viele Jahre in der Volksmission Bludenz. Das Vorbild der Eltern prägte sie von klein auf, im Alter von 16 Jahren entschied sie sich ganz bewusst für Gott. „Dieser Glaubensweg gab mir alles Glück, das ich im Leben brauche.“
Zu ihrem neuen Hobby inspiriert wurde Christine Regez von einem Projekt in Linz: 2003 – im Jahr der Bibel – hatten sich dort die unterschiedlichsten Menschen versammelt, um gemeinsam drei Tage und Nächte lang zu schreiben, bis sämtliche Bibelverse des Neuen Testaments in unterschiedlichsten Handschriften vorlagen. An die Stimmung bei diesem Event erinnert sich Christine Regez immer noch sehr gerne. Zurück zuhause in Thüringen, griff sie sofort zu Schreibzeug und Papier. Wann immer sie etwas Zeit erübrigen kann – was bei fünf Kindern und 13 Enkeln gar nicht so oft der Fall ist –, sitzt sie am Esszimmertisch und schreibt fein säuberlich Buchstaben für Buchstaben ab. „Mehr als vierzig Minuten am Stück schaffe ich nicht“, erzählt sie, „maximal zwei Seiten auf einmal“. Trotzdem ist der Stapel konsequent gewachsen. Die Abschriften der 39 Bücher des Alten Testaments liegen inzwischen akkurat gestapelt in ebenso vielen Mappen, die Christine Regez sorgsam im Wohnzimmerschrank verwahrt – insgesamt 2029 Seiten.
Im vergangenen Dezember konnte sie das Alte Testament abschließen und nahm gleich die nächste Etappe in Angriff. Denn das Neue Testament umfasst immerhin auch 27 Bücher, davon einige sehr umfangreiche. Doch Christine Regez geht es nicht darum, diese Arbeit so schnell wie möglich abzuschließen. „Acht Jahre dauert es bestimmt noch“, lacht sie. Denn in den Sommermonaten findet sie meist nur wenig Zeit, da widmet sie sich lieber ihren Enkeln und ihrem Garten. Dafür freut sie sich auf die kalten Wintertage, wenn sie sich wieder mit Stift und Papier an die Arbeit machen kann, um nach und nach „etwas mehr von dem Plan zu verstehen, den Gott für die Welt hat.“
