Unikat B – Stelldichein der Designer

Für Liebhaber von kunstvollem Design und ganz besonderen Einzelstücken ist die Unikat B längst ein Pflichttermin. Von 28. bis 30. April geben sich ausgesuchte Designer aus ganz Österreich, Deutschland, Polen und Rumänien auf Schloss Gayenhofen in Bludenz wieder ein Stelldichein.

Die Besucher schätzen den persönlichen Kontakt zu besonderen Künstlern. So wird auf der 16. Unikat B etwa die einzige Hutmacherin Österreichs, Karin Krahl-Wichmann, ihre außergewöhnlichen Kreationen präsentieren. Die gebürtige Polin Marta Wlodarska zeigt kunstvollen Schmuck, für den sie leuchtenden Bernstein mit Holz und Leder stilvoll kombiniert. Aus modelliertem Papier zaubert Designerin Kerstin Rößler hochwertige Lichtobjekte, und mit seinen gedrechselten Einzelstücken aus heimischen und exotischen Hölzern hat Thomas Klocker aus Schwarzach die Besucher bei bisherigen Messeauftritten bereits fasziniert.

Die Vorarlberger Kunstschaffenden sind auch sonst gut vertreten. Alexandra Kremmel verbindet die Stickerei-Tradition ihres Heimatortes Lustenau mit feiner Keramik, Susanne Bell aus Hohenems schneidert Figurbetontes aus ausgefallenen Stoffen. Schmuckdesignerin Anna Waibel aus Hohenems sowie Taschendesignerin Elisabeth Märker aus Thüringen sind weitere Vorarlberger Künstler, welche mit ihren Erzeugnissen die strengen Kriterien der Auswahl-Jury überzeugten. Exquisite Designs, hochwertige Verarbeitung und funktionelle Ästhetik sind selbstverständlich bei allen Ausstellern.

Die Unikat B wird am Freitag, 28. April um 19 Uhr eröffnet. Außerdem gibt es am Samstag von 10 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 10 bis 17 Uhr Gelegenheit, ganz besondere Hingucker zu erstehen.

Fotos: TM-Hechenberger, Christa Engstler


Dr. Elisabeth Märker …

… ist eine der Ausstellerinnen bei der Unikat B. Während ihres Studiums beschäftigte sie sich mit einem düsteren Kapitel der österreichischen Geschichte, heute umgibt sie sich mit schimmernden Stoffen. Sie fertigt daraus Handtaschen. Einzelstücke, die der Trägerin geradezu „zufliegen”.

 
„Ich war ungefähr 30 Jahre alt und ausgebildete Wirk- und Strickmeisterin, als die Textilindustrie im Land begann, immer mehr Arbeit in andere Länder auszusiedeln.” Elisabeth Märker sah damals die Zeit gekommen, um etwas ganz anderes zu machen, und begann zu studieren. Pädagogik und Frauenkunde. Über Umwege gelangte die Götznerin zur „positiven Eugenik”, ein Fachgebiet, das auch heute noch wenigen geläufig ist. Über Jahre hinweg zeichnete sie die Biographien jener blonden und blauäugigen Kinder nach, die der Lebensborn-Verein der Nationalsozialisten für sein Ziel, eine rein arische „gute” Rasse heranzuzüchten, missbrauchte. Elisabeth Märker begab sich auf die Spuren polnischer Kinder, die ihren Eltern weggenommen und nach äußerlichen Merkmalen „ausgesiebt” wurden. Wer den Vorstellungen einer perfekten Rasse entsprach, wurde als „deutsches Findelkind” an kinderlose Parteitreue weitergegeben. Wer die Anforderungen nicht erfüllte, war dem sicheren Tod geweiht. „Diese Zeit war schon sehr intensiv”, erinnert sie sich an ihre Forschungen, die aber immerhin dazu führten, dass der österreichische Staat eine „Geste der Wiedergutmachung” leistete. Mit ihrer Doktorarbeit schloss Elisabeth Märker 1999 dieses Kapitel –  und wandte sich wieder den schönen Dingen zu, dem, „was ich immer schon gerne getan habe”.

Seit sechs Jahren lebt Elisabeth Märker in Thüringen, blickt im kreativen Umfeld einer alten Villa auf den Walgau hinab. Kunstvolle Taschen in den Regalen, in schmucken Stoffbeuteln vor dem Licht geschützt.

„Ich habe eine Vorliebe für Seide”, gesteht die Textilkünstlerin. Weil aber Oberbekleidung schnell aus der Mode kommt, wollte sie aus diesem Material etwas Zeitloses schaffen – wie etwa eine Tasche, welche die Trägerin zu besonderen Anlässen begleitet. „Ich habe bereits Sammlerinnen”, freut sie sich. Die wollen die verschiedenen Kollektionen des Labels LiMA immer als erste begutachten, um sich ein weiteres Lieblingsstück zu sichern. Meistens ist es aber so, dass ihren Kundinnen ganz zufällig genau „ihre” Tasche ins Auge sticht. „Dia luagt mi a, des isch einfach mine”, hört sie etwa immer wieder, wenn sie mit ihren Kreationen an Kunstgewerbeausstellungen teilnimmt.
Elisabeth Märker kombiniert gerne Muster und Stoffe verschiedener Qualitäten. Sie scheut sich nicht, Gegensätze zu verbinden. „Das Spannungsfeld ist eröffnet, wenn sich Seidenjacquard und gewachste Baumwolle zum Stelldichein treffen oder Krawattenseide und Fiberglas zu einer Tasche verarbeitet werden.” Eine Stoffhändlerin hält für die Designerin Ausschau nach besonderen Stoffen, eine Freundin aus China versorgt sie mit chinesischer Seide, die nach traditioneller Machart mit Kräutern behandelt und dann durchs Flussbett gezogen wird. So wurde dort früher die Seide für Arbeitsbekleidung behandelt.
In letzter Zeit fühlt sich Elisabeth Märker aber auch zu gewachster Baumwolle hingezogen, einem Segelstoff aus Schottland, der es problemlos aushält, wenn die daraus gefertigte Tasche zum ständigen Begleiter im Alltag gekürt wird. Elisabeth Märker findet ihre Inspiration „beim Schaffa”, wenn sie „eingenäht” ist und sich der „Flow” einstellt. Aber auch besondere Architektur, ein Kunstwerk oder eine schöne japanische Verpackung wirkt manchmal als Ideengeber. Auch wenn es Kollektionen gibt, bei denen gewisse Merkmale wiederkehren – die Venedig-Linie etwa, Punkt und Streifen, …. Jede Tasche ist ein Einzelstück, dem die Designerin in vielen Stunden Handarbeit den letzten Schliff verleiht. Auch die Innenausstattung ist bis ins Detail perfekt verarbeitet. Das Fach fürs Handy, kleine Taschen für Dinge, die gut verstaut werden sollten – alles ist in schimmernder Seide ausgeführt.

Ihre harmonischen Entwürfe, die klare Formgebung und perfekte Verarbeitung haben Elisabeth Märker bereits Auszeichnungen eingebracht. Ihre Taschen sind zur Biennale sogar bis nach Südkorea gereist. Besonders gerne zeigt sie ihre Kreationen aber in ihrem direkten Umfeld auf der Unikat B in Bludenz. Von 28. bis 30. April wird sie auf Schloss ­Gayenhofen ihre neuesten Werke zeigen.

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