„Die Hanglagen des Walgaus bestehen durchwegs aus Flyschgestein”, erklären DI Martin Mackowitz und Björn Berchtel von Lehm.Ton.Erde. Die beiden plädieren dafür, diesen „Schatz direkt unter unseren Füßen” zum Bauen zu nutzen. Beim Walgauforum am 25. September gibt es Gelegenheit, sich bei den Lehmbau-Experten zu informieren.
Dass sich Lehm zum Bauen eignet, hat der Schlinser Lehmbau-Pionier Martin Rauch mit imposanten Gebäuden in ganz Europa bereits zur Genüge unter Beweis gestellt. Seine Mitarbeiter Architekt Martin Mackowitz und Büroleiter Björn Berchtel möchten den Stampflehmbau aber auch als eine umweltfreundliche Alternative für den Wohnbau in die Köpfe der Menschen in der Region holen. Sie träumen davon, dass der Walgau sich zum Lehmbau-Mekka entwickeln könnte, wie sich etwa der Bregenzerwald als Holzbau-Region einen Namen gemacht hat.
Denn es spricht einiges für das Bauen mit Lehm: Der Baustoff ist direkt vor Ort vorhanden. Er fällt beim Aushub ohnehin an. Hat das Gebäude irgendwann ausgedient, muss nichts mühselig getrennt und entsorgt werden. Martin Mackowitz: „Es handelt sich ja um ganz normale Erde ohne Zusatzstoffe.” Die Bewohner profitieren zudem von einem angenehmen Raumklima. Die Lehmwand nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie bei Bedarf wieder an die Luft ab.
Allerdings muss beim Lehmbau einiges beachtet werden. So sollte die Lehmwand etwa keinen direkten Kontakt zum Untergrund haben. Der Planer empfiehlt ein entsprechendes Fundament aus Beton. Und natürlich muss eine Lehmfassade vor Regen geschützt bzw. so gestaltet werden, dass das Wasser gut abfließen kann. Einige statische Vorgaben müssen ebenfalls beachtet werden. Martin Mackowitz: „Aber das gilt ja für jeden Baustoff.” Die Schlinser Lehmbau-Pioniere sind gerne bereit, ihre Erfahrungen zu teilen. Das Team von Lehm.Ton.Erde ist sogar schon mit der Wirtschaftskammer in Kontakt, um eine Lehmbau-Lehre zu etablieren. Im Betrieb selbst werden ebenfalls laufend Mitarbeiter ausgebildet (Bewerber können sich jederzeit melden!), interessierte Planer bei Bedarf unterstützt und geschult. Sogar Harvard-Studenten haben sich in Schlins schon eingehend mit dem Baustoff Lehm befasst – und zwar durchaus nicht nur theoretisch. Davon zeugt ein Gartenpavillon direkt beim Firmengebäude, der vor zwei Jahren gemeinsam errichtet wurde.
Weil im Lehmbau aktuell noch viel menschliche Arbeitskraft gebraucht wird, gilt diese Art zu bauen als sehr teuer. „Im Vergleich werden aber Folgekosten wie Renovierungs- und spätere Entsorgungskosten außer Acht gelassen. Von den Folgen für unser Klima einmal ganz zu schweigen”, plädieren die Lehmbauer für eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Seit gut zwei Jahren sind die Schlinser Pioniere aber zudem darum bemüht, einen gewissen Grad an maschineller Vorfertigung zu ermöglichen. Die eindrucksvolle Maschine in der neu errichteten Fertigungshalle wurde ursprünglich beim Frastanzer Unternehmen Reisch Maschinenbau in Auftrag gegeben, um damit die Wände für das Kräuterzentrum der Firma Ricola in der Nähe von Basel direkt vor Ort herzustellen. Nach einigen Jahren im Dornröschenschlaf stampft sie nun in Schlins Erde zu bis zu 45 Zentimeter dicken, bis zu dreieinhalb Meter langen und einen Meter hohen Fertigteilen, die zu imposanten Bauten zusammengesetzt werden. „Wie Lego”, freut man sich bei Lehm.Ton.Erde über die neuen Möglichkeiten.