Nenzing im Theaterfieber

Am 30. September steht Nenzing ganz im Zeichen der Schauspielkunst. Freizeitmimen aus dem ganzen Land geben sich beim Amateurtheaterfestival „Kaleidoskop” ein Stelldichein. 

FOTOS: THEATERGRUPPE NENZING, HANNES BRANDNER, TM-HECHENBERGER

„Wir hatten vor zwei Jahren eine ähnliche Aktion in Dornbirn, um meine Vorgängerin zu verabschieden, und es schrie nach Wiederholung”, erklärt Nina Fritsch. Die Kunsttherapeutin, Theater-, Film- und Medienwissenschaftlerin engagierte sich elf Jahre lang beim Landestheater in der Jugendvermittlung, bevor sie im Herbst 2020 Dagmar Ullman-Bautz als Geschäftsführerin des Landesverbands für Amateurtheater ablöste. Sie fühlt sich immer noch ein bisschen als die „Neue”, war doch der Spielraum für Laienschauspieler zwei Jahre lang coronabedingt stark eingeschränkt. Inzwischen kennt Nina Fritsch das Programm ihrer 65 Mitgliedsvereine und freut sich sehr, dass fast ein Viertel beim „Kaleidoskop 2023” mitwirken will. 

An acht Spielstätten im Ortszentrum werden der KabarettTheaterVerein „Valle live” und „D‘Süosslar” aus Dornbirn, die „Vorarlberger Spätlese” und das „ANARTtheater” aus Hard, die West Austrian Musical Company (WAMCO) aus Götzis, die Gruppen „Mona” und „Rampenlicht” aus Lauterach, „D‘Frastner Bühne”, „Höchst grenzenlos”, die Theatergruppen Ludesch, Wolfurt, Mäder, Bizau, Sulzberg, Thüringerberg sowie die schauspielernden Nonnen des Klosters Gwiggen jeweils kurze Szenen und Stücke präsentieren. Es handelt sich um Bühnen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten, entsprechend vielfältig ist das Programm, welches die Besucher beim „Kaleidoskop” erwartet. Das Publikum ist eingeladen, zwischen 10 und 18 Uhr von Bühne zu Bühne zu spazieren und sich überraschen zu lassen. 

Nenzinger Ortsvereine helfen mit

Als „Tourguides” und Ansprechpartner vor Ort agieren die Mitglieder der Theatergruppe Nenzing. Denn Obmann Hannes Brandner und Regisseur Enrico Lunardi waren sich sofort einig, dass sie die Gastgeberrolle übernehmen wollten, als das Festival bei der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes für Amateurtheater aufs Tapet kam, und nahmen die Vorbereitungen mit Feuereifer in Angriff. „Ich bin wahnsinnig beeindruckt von der Zusammenarbeit”, schwärmt Chef-Organisatorin Nina Fritsch. Denn die Nenzinger Laienschauspieler holten die Gemeinde Nenzing, Kultur Im Walgau sowie zahlreiche Ortsvereine ins Boot. 

So wird etwa der Reitverein Nenzing Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, in einer gedeckten Kutsche von Bühne zu Bühne fahren, der Fotoclub hat zugesagt, das Geschehen professionell festzuhalten. 

Das Theater der Figur, die Schützengilde, Säger Rochus Lutz, der Verein Wollaschopf, der Harley Club, der Alpenverein, die Seniorenbetreuung und der Kulturreferent der Marktgemeinde Nenzing, Ing. Michael Mäser, stellen den Festival-Akteuren ebenfalls Vereinslokale und Firmenareale als Spielorte zur Verfügung und haben Unterstützung zugesagt. „Wer nicht fragt, kriegt nichts”, schmunzelt Hannes Brandner. 

„Wir freuen uns sehr darauf, Gastgeber des Amateurtheaterfestivals zu sein.”

Hannes Brandner,
Obmann der Theatergruppe Nenzing

Er engagiert sich seit 2016 als Obmann des Theatervereins Nenzing, das Schauspielfieber hat ihn vor rund 15 Jahren gepackt. Der gelernte Tischler freut sich, dass er im Verein sein Handwerk und seine Kreativität ausleben kann. Denn die Theatergruppe Nenzing baut sämtliche Kulissen selbst und schreibt auch eigene Stücke. Die 23 aktiven Mitglieder haben sich auf Sketches spezialisiert, weil größere Stücke die personellen Kapazitäten ziemlich ausreizen. Jeweils im Frühjahr treffen sich die Mimen auf einer Hütte am Nenzingerberg. Ein ganzes Wochenende lang werden Dialoge formuliert, Szenen ausprobiert, wieder verworfen oder weiterentwickelt. „Wir wählen dann gemeinsam aus, was wir auf die Bühne bringen”, berichtet Hannes Brandner. Die einzelnen Schauspieler entscheiden selbst, wie viel Zeit sie aufbringen können und welche darstellerischen Herausforderungen sie annehmen wollen.

Neues Stück ist in Arbeit

Im vergangenen Jahr gestalteten sich die Vorbereitungen und Proben besonders aufwendig. Zum 50. Vereinsjubiläum nahm die Theatergruppe ihr Publikum nämlich auf eine Zeitreise mit, die vom alten Ägypten über das Mittelalter und die wilden 70er bis in die heutige Zeit führte. Der Erfolg der Jubiläumsproduktion scheint die Nenzinger Mimen beflügelt zu haben. Jedenfalls steht im kommenden November nach längerer Pause wieder einmal ein durchgängiges Stück auf dem Programm. Es handelt von höchst unterschiedlichen Menschen in einem Wohnblock, die ihren Vermieter mit den verschiedensten Problemen konfrontieren. Am 3. November hebt sich der Premierenvorhang im Ramschwagsaal. Weitere Vorstellungen sind am 4. und 5. November geplant. Und natürlich sind auch diesmal alle Szenen selbst geschrieben. 

Mehr wollen die Mitglieder der Theatergruppe aktuell noch nicht verraten. Parallel zu den ersten Proben konzentrieren sich die Mitglieder der Theatergruppe aber voll auf ihre Aufgaben beim „Kaleidoskop”. Die „Guides” sollen nämlich derart gut instruiert sein, dass sie dem interessierten Publikum nicht nur den Weg zur nächsten Spielstätte, sondern auch Details zur Nenzinger Geschichte beziehungsweise über die einzelnen Bauwerke verraten können. Hannes Brandner hat sogar ein Kaleidoskop gebastelt, das von Verein zu Verein weitergereicht werden kann, wenn das Festival in anderen Vorarlberger Gemeinden stattfindet. In zwei Jahren soll es in Mäder stehen. 

„Wir wollen dieses Festival künftig biennal immer Ende September veranstalten”, verrät Landesverbands-Geschäftsführerin Nina Fritsch. In den Jahren, in denen das „Kaleidoskop” Pause macht, wird „plusminus 60” die Lücke füllen. Dieses Festival holt Seniorentheatergruppen aus dem gesamten deutsch­sprachigen Raum vor den Vorhang. 

„Die Amateurtheaterszene ist unglaublich vielseitig. Mich fasziniert außerdem der soziale Zusammenhalt.”

Nina Fritsch,
Geschäftsführerin Landesverband Amateurtheater

Der Landesverband für Amateurtheater möchte Menschen jeder Altersgruppe für das Schauspiel begeistern. Ein Jugendtheaterfestival in der Schule am See in Hard steht deshalb ebenfalls alle zwei Jahre auf dem Programm. Obwohl Nina Fritsch die Jugend-Schiene am Landestheater mit viel Begeisterung aufgebaut hat, bereut sie den Wechsel zu den Amateuren nicht. „Ich war noch bei keiner Aufführung, die nicht ausgebucht war”, zeigt sich Nina Fritsch nach wie vor fasziniert von der Vielfalt, der Qualität der Aufführungen und vom sozialen Miteinander. Sie freut sich, dass sie  die unterschiedlichsten Gruppen mit professionellem Input unterstützen kann.  

Wer sich von der vielfältigen Amateurtheaterszene im Land ein Bild machen möchte, hat dazu am 30. September in Nenzing beste Gelegenheit. Interessierte finden aktuelle Informationen zum Programm und den Spielorten unter www.theaterservice.at.

 

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