Neues Leben wird dem 2022 stillgelegten ehemaligen „Bertsch-Areal“ in Nüziders eingehaucht. Wo bis zur Werksschließung vor drei Jahren die berühmten „Bertsch Kessel“ produziert wurden, investiert die „Getzner Mutter & Cie“ (GMC) über hundert Millionen Euro in den Neubau einer Betriebs- und Lagerhalle für Getzner Werkstoffe. In einer ersten Entwicklungsstufe sollen dort bereits sechzig bis achtzig neue Arbeitsplätze entstehen.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, RENDERING: GETZNER WERKSTOFFE
Die „Getzner Werkstoffe“ wurde 1969 (als Getzner Chemie GmbH u. Co) in Bürs gegründet und sollte eigentlich für das Schwesterunternehmen Getzner Textil Kunstleder entwickeln. Im Rahmen der – erfolgreichen – Forschungen dazu experimentierte man auch mit Polyurethan-Schäumen.
Das Ergebnis war dermaßen vielversprechend, dass Getzner das Geschäftsmodell gleich komplett umstellte: Mit der Einführung des seit Jahren geschützten Werkstoffes Sylomer® kam 1976/77 der endgültige Umstieg auf die Entwicklung von Schwingungsschutzlösungen.
Weltfirma in Sachen Lärm und Schwingungsschutz
1983 wurde die Getzner Werkstoffe Deutschland GmbH in Grünwald gegründet, 1994 und 1996 folgten Büros in Jordanien und ein weiteres in Deutschland. Inzwischen gibt es Standorte auch in Japan, Indien, China, den USA und Frankreich. Zuletzt eröffnete Getzner Werkstoffe 2022 einen Standort in Australien und 2024 investierte man in zwei Firmenbeteiligungen in Italien und im Burgenland.
Heute ist die „Getzner Werkstoffe“ das weltweit führende Unternehmen im Schwingungs- und Erschütterungsschutz in den Bereichen Bahn, Bau und Industrie, wie Geschäftsführer Jürgen Rainalter mit Stolz berichtet. „Die elastischen Lager aus unseren Werkstoffen befreien Fahrwege, Züge, Gebäude sowie Maschinen von Schwingungen. Unsere Hightech-Lösungen tragen somit zur Verbesserung der Arbeits-, Reise- und Lebensqualität bei“, fasst er zusammen.

Auch das Hauptwerk in Bürs wurde seit der Gründung mehrfach erweitert – zuletzt wurden dafür im Jahr 2021 mehr als 53 Millionen Euro investiert. Dem anhaltenden Erfolg der Getzner Werkstoffe entsprechend, machte sich Markus Comploj, Geschäftsführer der Bludenzer Muttergesellschaft Getzner, Mutter & Cie (GMC), aber noch im gleichen Jahr auf die Suche nach geeigneten Liegenschaften für eine neuerliche Erweiterung von Betriebs- und Lagerflächen.
Man entschied sich für das ehemalige Bertsch-Areal in Nüziders: Verkehrsgünstig direkt an der Autobahn gelegen und bereits für eine solche Verwendung gewidmet, erwies sich dieses Areal auch seit der Grundlagenerhebung im Herbst 2022 als besonders gut geeignet – obwohl sich dabei gezeigt hatte, dass das bestehende Gebäude nicht sanierungsfähig war. Deswegen ging es seit 2023 an die konkrete Planung für einen Neubau. Neben der betriebstechnisch optimalen künftigen Nutzung wurde besonderes Augenmerk auf eine ressourcenschonende und qualitätsvolle Architektur gelegt. Dafür wurde das (in Feldkirch beheimatete) international renommierte Architekturbüro „Marte.Marte“ ins Boot geholt.
Viel Lob für einfühlsame Architektur

Die 2024 vorgelegten Entwürfe erfüllten nicht nur die räumlichen und technischen Anforderungen für die künftige Betriebsstätte, sondern wurden auch vom Landesgestaltungsbeirat sehr positiv aufgenommen. Trotz der enormen Kubaturen, die benötigt werden, ist es den Stararchitekten vor allem durch eine qualitätsvoll strukturierte Fassade gelungen, dass sich das Gebäude-Ensemble in das Ortsbild einfügt. Dazu beigetragen hat unter anderem, dass in einem zusätzlichen (neuen) Untergeschoss Platz geschaffen worden ist.
Auch die Gemeinde Nüziders, die schon frühzeitig über die Absichten und laufend über den Stand der Dinge informiert wurde, zeigte sich bei der Präsentation der Pläne vor der Gemeindevertretung prinzipiell positiv gestimmt. Schließlich werden bei diesem Projekt bereits versiegelte Flächen genutzt, die in den letzten Jahren brachgelegen hatten. Besonders freut man sich bei der Gemeinde natürlich darüber, dass an dieser Stelle nicht „nur Lagerflächen“ entstehen, sondern beim Recycling von Schwingungsmatten(resten) auch zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen – für welche Kommunalabgaben fällig werden, die wiederum direkt in die Gemeindekasse fließen…
Mitte Mai wurden die Baupläne bei den Landesbehörden zur Genehmigung eingereicht: Wenn dort alles wie geplant (und bestens vorbereitet) läuft, könnte im Herbst 2026 mit dem Bau begonnen werden. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist bis Ende 2027/Anfang 2028 vorgesehen.
